Hannover. UmElektroautos flächendeckend in Stadtzentren einzuführen, ist nach Ansicht von Experten und Managern Unterstützung von Staat und Kommunen nötig. Bis 2050 werde es technisch möglich sein, nur mit rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen im urbanen Raum zu fahren, sagte Professor Hans-Jörg Bullinger von der Fraunhofer Gesellschaft am Dienstag bei einem Zukunftskongress in Hannover zum Thema Mobilität. «Ich glaube, dass Elektro-Flotten rasch kommen werden in den Innenstädten - es wird aber ohne Förderung nicht gehen.»
Auch für Lieferwagen werden finanzielle und vor allem administrative Anreize notwendig sein, wie der Vorstandschef von Volkswagen Nutzfahrzeuge,Eckhard Scholz, bei der von dem Unternehmen gemeinsam mit der Stadt Hannover veranstalteten Expertenrunde sagte. Dazu zählten etwa auch spezielle Fahrspuren, Vorrechte im innerstädtischen Verkehr und die Ladeinfrastruktur. Scholz warnte davor, die Logistik bei den Planungen für die Zukunft der Stadt aus den Augen zu verlieren. Hier seien auch die Kommunen gefordert.
Bullinger mahnte, die Bürger «bei diesem Prozess mitzunehmen». Die Hamburger Stadtplanerin Stefanie Bremer rief ebenfalls dazu auf, schon früh und auf möglichst breiter Basis die Gesellschaft in die Planungen einzubinden. Zugleich musste sie aber mit Blick auf Großprojekte wie etwa Stuttgarts Bahnhofsneubau zugeben: «Die Zeit der großen Visionen und Entwürfe ist vorbei.» Der Braunschweiger Professor Stefan Rammler rief zu einem aktiven gestalterischen Handeln der Politik auf. «Mutige Oberbürgermeister» und andere kommunale Spitzenvertreter müssten den Prozess steuern. Rammler: «Nur moderieren reicht nicht - wir brauchen einen Akteur, der vernetzt.»
Wachsender Bevölkerungsdruck in den Städten, eine alternde Gesellschaft, neue Lebenskonzepte: Die Mobilität in der Stadt der Zukunft stehe vor neuen Herausforderungen, erklärte auch der Leiter der Konzernforschung bei Volkswagen, Jürgen Leohold. «Das Verkehrsvolumen wächst weltweit», betonte er. Stadtplaner reagierten auf den rapiden Trend der Verstädterung mit unterschiedlichen Konzepten. Unverkennbar sei aber der Trend zum «schlauen Auto», das mit seiner Umwelt kommuniziere und per Autopilot gesteuert werde.
Das automatisierte Fahren werde aber ein evolutionärer Prozess sein. Die Vorstufe sei der heutige Parkassistent. Auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) rief dazu auf, dass die Städte ihre Verkehrskonzepte weiterentwickeln. Hannover solle sich als «Zentrum der Mobilität» mit angepassten Verkehrs- und Mobilitätskonzepten neuen Herausforderungen stellen. Die Stadt strebe dabei eine Vorreiterrolle an. (dpa/gem)