Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat der Politik bei der Aufarbeitung des Abgasskandals erneut Versäumnisse vorgeworfen. Vorstand Klaus Müller sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Die Politik und die Autoindustrie haben über Dekaden hinweg einen Kuschelkurs verfolgt, weshalb die Branche nur schwach reguliert ist und noch weniger kontrolliert wird. Das rächt sich jetzt."
Dass der VW -Skandal in den USA schrittweise juristisch aufgearbeitet werde, sei "schön und gut", sagte Müller. "Den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland hilft das allerdings wenig." Für sie sei es bedauerlich, dass in der angekündigten Ethikoffensive von Volkswagen Entschädigungen kein Thema gewesen seien. "Das schürt auch angesichts des Wertverlustes den Unmut bei den Menschen und zerstört das Vertrauen in Wirtschaft und Politik."
Der Ball liege nun im Feld der Politik. "Wir brauchen die Musterfeststellungsklage so schnell wie möglich. Dann könnten auch in Deutschland betroffene VW-Kunden zu ihrem Recht kommen."
Die amerikanische Justiz will den früheren VW-Konzernchef Martin Winterkorn wegen Betrugs in der Abgasaffäre zur Rechenschaft ziehen. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig unter anderem wegen Betrugsverdachts weiter gegen Winterkorn. Der damalige VW-Chef war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten, kurz nachdem US-Behörden Manipulationen bei Dieselautos aufgedeckt hatten. (dpa)
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