Trotz zuletzt überraschend positiver Signale glauben Volkswirte führender Finanzinstitute nicht an eine rasche Konjunkturbelebung in Deutschland. "Es gibt keinen Grund zum Feiern, weil wir glauben, dass 2020 nicht besser werden wird als 2019", sagt etwa Katharina Utermöhl von der Allianz.
"Die deutsche Wirtschaft wird aus dem Konjunkturtal so schnell nicht heraus kommen", sagt auch der KfW-Arbeitsmarktexperte Martin Müller. Die Bundesagentur für Arbeit wird am kommenden Freitag ihre Arbeitsmarktstatistik für den Monat November bekanntgeben.
Ein Mini-Wachstum der deutschen Wirtschaft im Sommer hatte zuletzt die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Konjunktur genährt. Vor allem die Binnenwirtschaft erweist sich als Stütze: Die Bauwirtschaft brummt, viele Verbraucher sind in Kauflaune.
Sogar die Exporte zeigen sich ungeachtet internationaler Handelskonflikte robust. Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, nachdem es im zweiten Quartal einen Rückgang gegeben hatte.
Müller geht nun davon aus, dass sich die Zahl der Arbeitslosen im nächsten Jahr wieder auf 2,34 Millionen erhöhen und damit auf dem Niveau von 2018 liegen wird. Der Abbau um 80.000 Arbeitslose im laufenden Jahr wäre damit egalisiert.
Dennoch bleibe der Fachkräftemangel eines der Hauptprobleme und eine Konjunkturbremse, da er die Binnennachfrage hemme. "Für viele Betriebe im Bauhandwerk ist es mittlerweile der Normalfall, dass eine ausgeschriebene Stelle ein halbes Jahr oder länger nicht besetzt werden kann", sagt Müller.
"Die letzten Monate haben gezeigt, dass derArbeitsmarkt auf der Stelletritt", ergänzt Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank LBBW. Eine Schwäche im verarbeitenden Gewerbe werde derzeit von den Dienstleistern kompensiert. "Aber die saisontypische Entwicklung der Arbeitslosenzahlen zeigt uns, dass wir im Unterschied zu den Vorjahren insgesamt keine Verbesserung mehr erfahren", betont Niklasch.