Es geht eigentlich gar nicht um den Diesel. Das neue Auto hat keinen, vorerst jedenfalls. Und womöglich bekommt es auch nie einen. Trotzdem: Cayenne? Von Porsche? Da war doch was. Und so geht es dann eben irgendwie doch auch wieder um den Diesel, wenn der Autobauer an diesem Dienstagabend in Stuttgart die Weltpremiere seines komplett neu aufgelegten Geländewagens feiert.
Denn inzwischen wird am traditionsreichen Stammsitz in Zuffenhausen recht offen darüber diskutiert, Konsequenzen aus der aktuellen Debatte zu ziehen, und auch darüber, sich wieder von der Diesel-Technologie zu verabschieden. Dann bekäme vielleicht schon dieser neue Cayenne, zum Einstieg ohnehin nur als Benziner zu haben, eben nachträglich schon keine Diesel-Variante mehr.
Porsche-Vorstandschef Oliver Blume hatte die Debatte selbst ins Rollen gebracht mit der Aussage, einen endgültigen Abschied vom Diesel in Erwägung zu ziehen. Beschlossen ist nichts, heißt es, auch ein möglicher Zeitplan ist unklar. Ziemlich offensichtlich ist hingegen: DerAutobauer möchte im Diesel-Debakel möglichst nicht allzu lange eine so große Rolle spielen wie zuletzt.
Rund 21500 Cayenne mit 3-Liter-Diesel-Motor muss Porsche nachbessern - wegen einer aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums illegalen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung. Zudem hat Minister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit diesem Motor verhängt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen Mitarbeiter des Autobauers wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung. Porsche hat angekündigt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Man selbst habe Unregelmäßigkeiten bei der Motorsteuerungssoftware festgestellt und dem Kraftfahrt-Bundesamt gemeldet.
"Das kratzt natürlich am Image", sagt Branchenexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach - auch wenn er nicht glaubt, dass allzu viel davon dauerhaft hängenbleiben wird.
Der Diesel hat - anders als so ziemlich alles andere - keine große Tradition bei Porsche. Jahrzehntelang gab es ihn gar nicht, bei den klassischen Sportwagen wie dem 911er gibt es ihn bis heute nicht. Weltweit liegt der Diesel-Anteil nach Angaben des Unternehmens aktuell bei 14 Prozent. In Deutschland sind es immerhin etwa 32, aber auch das ist noch deutlich weniger als beispielsweise bei Mercedes, BWM oder VW.