Der Kohlefaserspezialist SGL Carbon kappt wegen Problemen im Geschäft mit Textilfasern und Industrieanwendungen seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Erst im August war SGL-Chef Jürgen Köhler zurückgetreten, nachdem das Unternehmen seine Prognose nicht nur für das laufende, sondern gleich für die nächsten drei Jahre bis Ende 2022 kassiert hatte.
Nun teilt das SDax-Unternehmen mit: Der operative Gewinn vor Sondereinflüssen (bereinigtes Ebit) werde geringer ausfallen als bisher angenommen. Der ohnehin erwartete Verlust unter dem Strich dürfte mit rund 100 Millionen Euro wegen überraschender Abschreibungen deutlich höher ausfallen als bisher gedacht.
An der Börse ging es für SGL-Aktien nach den Nachrichten deutlich bergab. Am früheren Nachmittag verlor das Papier zuletzt rund acht Prozent an Wert.
Für den Gesamtkonzern geht der Kohlefaserspezialist nun von einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 45 bis 50 Millionen Euro aus. Bislang hatte er 55 Millionen angepeilt.
In der CFM-Sparte, die sowohl die Textilen Fasern als auch die Industrieanwendungen umfasst, erwartet die Konzernspitze jetzt einen bereinigten operativen Verlust in mittlerer bis hoher einstelliger Millionenhöhe. Bislang hatte sie hier noch schwarze Zahlen angepeilt.
Zudem rechnet SGL jetzt mit zahlungswirksamen Abschreibungen zwischen 70 und 80 Millionen Euro, die im dritten Quartal verbucht werden sollen.
Auch die Aussichten für 2020 sind wenig verheißungsvoll: Der Umsatz, der im laufenden Jahr 1,05 bis 1,1 Milliarden Euro erreichen soll, dürfte dem Vorstand zufolge im kommenden Jahr leicht sinken. Der bereinigte operative Gewinn vor Sondereinflüssen (Ebit) dürfte sogar 15 bis 20 Prozent niedriger liegen als 2019. Seine ausführlichen Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahrs will SGL Carbon am 5. November vorlegen.
An SGL Carbon sind die Autobauer BMW (gut 18 Prozent) und Volkswagen (gut 7 Prozent) sowie die Aufsichtsratschefin und BMW-Großaktionärin Susanne Klatten mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Skion (gut 27 Prozent) beteiligt. (dpa; Rebecca Eisert)
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