"Und wenn man mich nicht mehr will, dann soll man mir das sagen" - nur gut einen Monat ist es her, dass Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff dem "Spiegel" auf die Frage nach seiner Zukunft diese Antwort gab. Am Dienstagabend war es überraschend schnell so weit: Präsidium und Personalausschuss des Aufsichtsrats empfahlen, dem erst seit Juli vergangenen Jahres amtierenden Vorstandsvorsitzenden den Laufpass zu geben. Der Aufsichtsrat solle "Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung seines Vorstandsmandates" aufnehmen.
Kerkhoff hat offensichtlich bei allen wichtigen Gruppen des Traditionskonzerns seinen Kredit aufgebraucht. Präsidium und Personalausschuss des Aufsichtsrats sind paritätisch mit Vertretern von Anteilseignern und Arbeitnehmern besetzt. Die endgültige Entscheidung des Aufsichtsrats über die Ablösung von Kerkhoff gilt deshalb nur als Formsache.
Das Ruder bei dem angeschlagenen Industrieriesen soll jetzt vorübergehend die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Martina Merz übernehmen. Merz ist erst seit Februar Chefkontrolleurin des letzten großen Industriekonzerns an der Ruhr und damit auch im Präsidium und im Personalausschuss vertreten. Die frühere Bosch-Managerin mit Maschinenbau-Examen soll längstens zwölf Monate Vorstandsvorsitzende bleiben und dann in den Aufsichtsrat zurückkehren. In dieser Zeit soll Siegfried Russwurm den Aufsichtsrat leiten. Auch der frühere Siemens-Manager sitzt erst seit diesem Jahr in dem Gremium.