Berlin. Prüfer haben Medienberichten zufolge bei zahlreichen Automodellen höhere CO2-Werte gemessen als von den Herstellern angegeben. Die Ergebnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), die dem "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" vorliegen, zeigen bei diversen Modellen verschiedener Autobauer aus dem In- und Ausland teils deutlich überhöhte Werte. Die Messungen wurden den Berichten zufolge im Rahmen der Untersuchungskommission des Bundesverkehrsministeriums zum Abgas-Skandal durchgeführt. Die Daten stammen laut "Süddeutscher Zeitung" aus dem Sommer.
KBA misst offenbar bei vielen Herstellern erhöhte CO2-Werte
Bisher waren Auffälligkeiten vor allem beim gesundheitsschädlichen Stickoxid bekanntgeworden, nun geht es um den Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids. Die Folgen für Konzerne und Autobesitzer sind noch unklar. Bei einem höheren Verbrauch müsste der Staat auch höhere Kfz-Steuern berechnen. Fahrzeuge mit höheren CO2-Emissionen verbrauchen auch mehr Sprit als angegeben.
So sollen zwei Audi-A6-Modelle über 35 Prozent oder fast zwei Liter Diesel mehr verbrauchen als angegeben. Große Abweichungen von bis zu einem Liter mehr Verbrauch seien auch bei einem Jaguar XE, dem Mercedes C220, dem Opel Zafira, dem Volvo V60 und dem Porsche Macan gemessen worden.
Volkswagen hat erste Konsequenzen gezogen. Das Unternehmen teilte auf Anfrage mit: Da der technische Zustand der Fahrzeuge bei der Messung nicht mehr rekonstruierbar gewesen sei, habe das KBA Überprüfungsmessungen an allen Fahrzeugen bei einem Technischen Dienst angeordnet (Passat, Touareg, Golf Sportsvan und Touran). VW habe sich dafür entschieden, künftig unter Laborbedingungen realitätsnähere CO2-Werte auszuweisen. "Die Ergebnisse der Messungen beim technischen Dienst haben auf Basis der neuen Randbedingungen ergeben, dass die ursprünglich genannten Typprüfwerte von Touran und Golf Sportsvan bestätigt werden konnten, während die Werte des Touareg um 6g/km und die des Passat um 3g/km angehoben werden müssen". Diese Änderungen würden bis spätestens zum Jahresende umgesetzt.
Die Konzerntochter Audi teilte mit, keine Kenntnis über die Messbedingungen und -verfahren zu haben, die zu den zitierten Werten geführt hätten. Deshalb wolle sich das Unternehmen nicht zu den Ergebnissen äußern. Grundsätzlich verwies Audi auf eine Vielzahl von Faktoren, die Messergebnisse verfälschen könnten.
BMW teilte mit, vom KBA inzwischen die Information bekommen zu haben, dass es eine Fehlmessung gegeben habe. Eine weitere Prüfung habe ergeben, dass kein Handlungsbedarf bestehe und das BMW-Modell (216d GT) die Vorgaben erfülle. Daimler und Opel äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Berichten.
"Die auffälligen Fahrzeuge sind einer eigenen CO2-Untersuchung zugeführt worden", teilte das Verkehrsministerium am Samstag mit. "Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Untersuchungen in einem eigenen Bericht veröffentlicht."
Im Mai hatte das Bundesverkehrsministerium zur Klärung möglicher Überschreitungen bei CO2-Werten weitere Prüfungen angekündigt. Im Zusammenhang mit Stickoxid-Messungen waren bereits auffällige CO2-Werte bei 30 Fahrzeugen festgestellt worden. (dpa/os)