Sieht und hört man Edzard Reuter heute im Fernsehen, mag es mitunter schwerfallen, sich ihn als einen der mächtigsten Wirtschaftsbosse des Landes vorzustellen.
Ein Mann, der mit teils harschen Worten gegen Gier in den Führungsetagen der Unternehmen wettert, der mehr Anstand und Moral in der Wirtschaft fordert und von der Politik mehr Mut und Ideen für Europa– und der in den 80er- und 90er-Jahren als Vorstandschef der damaligen Daimler-Benz AG an der Spitze eines der größten und wichtigsten Autokonzerne der Welt stand.
Am diesem Freitag wird Reuter 90 Jahre alt. Fast 23 Jahre liegt sein Abschied bei Daimler schon zurück, aber sein Name ist untrennbar mit dem Konzern verknüpft, auch wenn er das Geschehen, so kann man lesen, nur noch aus der Distanz verfolgt.
"Mein ganzes Herzblut hängt an der Entwicklung dieses Unternehmens, für das ich mehr als 35 Jahre lang gearbeitet habe", sagte Reuter der "Stuttgarter Zeitung".
Feiern will er nicht. Er ist verreist, nicht erreichbar. "Ich habe gewisse Vorbehalte gegen die üblichen Sprüche, die bei solchen Gelegenheiten geklopft werden", hat er der Zeitung gesagt.