Der Einfall kam den beiden SAP -Managerinnen quasi auf dem Spielplatz. In ihrer Elternzeit trafen sich Svenja Müller und Britta Freudenstein immer wieder: Beide wollen in Teilzeit nach der Babypause wieder einsteigen, und dabei wenig bis keine Verantwortung in ihren Jobs im Vertrieb für den Softwarekonzern einbüßen.
Also schlugen sie ihren Verantwortlichen das Jobsharing-Modell vor. "Wir kannten und mochten uns aus dem Team und waren schon vorher sehr kompatibel", sagt Müller.
Job-Tandems haben bei SAP eine gewisse Tradition. Selbst die Vorstandsspitze bestand vor Jahren einmal aus zwei Leuten. Jim Hagemann Snabe teilte sich die Aufgabe mit dem heute alleinregierenden Bill McDermott. Snabe schied 2014 aus privaten Gründen aus. Das Beispiel machte dennoch Schule. Seit 2013 lässt SAP grundsätzlich geteilte Verantwortung auf Führungsebene zu. Jetzt plant der Konzern den nächsten Schritt.
"Wir schreiben ab sofort standardmäßig alle Stellen als für Job-Sharing geeignet aus", sagt SAPs Personalchef Cawa Younosi. "Wir haben festgestellt, dass maximale Flexibilität am wichtigsten für unsere Mitarbeiter ist", sagt Younosi. Jobs teilen konnten sich auch schon Mitarbeiter auf niedrigeren Ebenen. "Bislang arbeiten bei SAP in Deutschland fünf oder sechs Tandems", so der Manager. "Das größte Problem war es bislang, einen passenden Partner außerhalb des eigenen Netzwerks zu finden." Deshalb richtet SAP eine Online-Plattform ein. Wie in einer Partnerbörse sollen sich zwei Mitarbeiter dort über gemeinsame Interessen finden können.
Die Idee ist nicht ganz neu: Bosch beispielsweise hat 2016 eine "Jobconnector" genannte Partnerbörse eingeführt. Rund 1600 Mitarbeiter haben sich dort inzwischen registriert. Wie viele Paare sich dort gefunden haben, weiß man bei Bosch offiziell nicht. Die Modelle reichen aber von einer 50:50-Teilung bis hin zu klassischen Doppelspitzen oder Vollzeitstellen, bei denen ein Prozentsatz in eine geteilte Position eingebracht wird. Damit Übergaben möglich sind, lässt Bosch bei Jobsharing auch 120 Prozent auf einer Stelle zu.
Svenja Müller und Britta Freudenstein arbeiten inzwischen je 70 Prozent. Sie teilen sich ein großes Gebiet im SAP-Vertrieb - Messen und ganztägige Kundenbesuche gehören zum Geschäft. Angst vor der Teilzeitfalle haben sie nicht. SAP bietet seit Jahren befristete Teilzeit an. "Die Teilzeitquote ist bei uns nicht höher als anderswo, aber die Tendenz ist steigend", sagt Personalchef Younosi. Natürlich sei das mit höheren Kosten etwa für Sozialabgaben verbunden. Er rechnet nicht damit, dass Jobsharing sich flächendeckend verbreitet.