Nach langer Suche setzt der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp mit Guido Kerkhoff doch auf einen Vorstandschef aus dem eigenen Haus. Sieben Jahre lang stand der heute 50 Jahre alte Manager als Finanzchef an der Seite des im Sommer überraschend zurückgetretenen Konzernchefs Heinrich Hiesinger. Der studierte Betriebswirt galt dabei stets als enger Mitarbeiter seines Chefs und als Architekt der Stahlfusion mit dem indischen Tata-Konzern. Nach knapp drei Monaten als Interimschef wurde der ehemalige Telekom-Manager am Sonntag vom Aufsichtsrat einstimmig zum regulären Vorstandsvorsitzenden bestellt.
Gleichzeitig stimmten die Kontrolleure ebenfalls einstimmig für das von Kerkhoff vorgelegte Konzept zum Umbau des kriselnden Ruhrkonzerns. Die endgültige Entscheidung soll jedoch eine Hauptversammlung voraussichtlich erst im Jahr 2020 treffen. Die beiden Thyssenkrupp-Großaktionäre, die Essener Krupp-Stiftung und der schwedische Fonds Cevian, hatten bereits Zustimmung signalisiert.
Nach den Plänen von Kerkhoff soll der kriselnde Konzern in zwei selbstständige Gesellschaften aufgespalten werden. Beide Unternehmen sollen ihren Sitz in Essen haben und an der Börse notiert sein. Einen zusätzlichen Personalabbau über die bereits bekannten Kürzungen in der Verwaltung hinaus soll es nicht geben. "Wir haben eine verantwortungsvolle Lösung gefunden, die den Interessen von Mitarbeitern, Kunden und Aktionären gleichermaßen gerecht wird", sagte Kerkhoff.