Erstmals seit mehr als 20 Jahren

IG Metall fordert kürzere Arbeitszeiten

Die IG Metall wird in den anstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie zum ersten Mal seit über 20 Jahren kürzere Arbeitszeiten fordern. Zusätzlich soll es sechs Prozent mehr Lohn geben - obwohl es in den vergangenen Jahren hohe Reallohnzuwächse gab.

Dienstag, 10. October 2017, 11.03 Uhr

Ab Mitte November werden für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie neue Tarifverträge verhandelt. Die Gewerkschaft IG Metall stellt dazu in einem komplexen Verfahren ihre Forderungen auf. Erstmals seit mehr als 20 Jahren will die IG Metall dieses Mal wieder eine Arbeitszeitverkürzung durchsetzen.

Der Bundesvorstand der Gewerkschaft will an diesem Dienstag (11.00 Uhr) in Frankfurt beraten, wie die Arbeitszeitverkürzung genau aussehen soll und welche zusätzliche Lohnsteigerung verlangt wird.

Warnstreiks ab Januar möglich

Die endgültige Entscheidung müssen dann die regionalen Tarifkommissionen treffen. Diese weichen aber in aller Regel nicht mehr von der Empfehlung des Vorstands ab. Sie hatten sich bereits für eine Lohnforderung von um die sechs Prozent mehr ausgesprochen.

Warnstreiks kann es dann ab dem 1. Januar kommenden Jahres geben.

Deutlich höhere Reallöhne seit 2008

Angesichts der zu erwartenden Tarifforderung der IG Metall hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW/Köln) auf zurückliegende Reallohngewinne der deutschen Beschäftigten hingewiesen. Nach der Finanzkrise 2008 hätten die deutschen Gewerkschaften ihre Lohnzurückhaltung aufgegeben und hohe Lohnzuwächse durchgesetzt, heißt es in einer Analyse des IW, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Von 2008 bis 2016 sind die Tariflöhne demnach im Schnitt jährlich um 2,7 Prozent gestiegen, die Effektivlöhne einschließlich der Sonderzulagen und Zuschläge um 2,3 Prozent. Nach Abzug der allgemeinen Preissteigerung von 1,1 Prozent verblieben den Arbeitnehmern so durchschnittlich 1,2 Prozent höhere Reallöhne pro Jahr. Unter dem Strich seien die Bruttostundenlöhne seit dem Jahr 2000 um 39 Prozent gestiegen, während die Teuerung nur knapp 26 Prozent zulegte.

Der Fahrplan für den Metalltarif:

Zur Entwicklung der Forderung in der Tarifrunde 2018 hat sich die IG Metall ein komplexes Verfahren auferlegt. Der Fahrplan im Einzelnen:

10. Oktober - Der Bundesvorstand der IG Metall gibt seine Forderungsempfehlung ab.

24. Oktober - Nach erneuten Beratungen beschließen die regionalen Tarifkommissionen ihre Forderungen.

26. Oktober - Der IG-Metall-Vorstand beschließt in außerordentlicher Sitzung die endgültige Forderung und kündigt die laufenden Verträge zur Vergütung und Mantel.

15. November - Erste Verhandlungsrunde in den Tarifgebieten Baden-Württemberg, Niedersachsen, Osnabrück/Emsland und Küste.

16. November - Erste Verhandlungsrunde in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Mitte.

Mitte Dezember - Zweite Verhandlungsrunde mindestens in den großen Tarifgebieten

31. Dezember - Der derzeit gültige Tarifvertrag läuft aus und die Friedenspflicht endet.

1. Januar 2018 - Erste Warnstreiks sind möglich.

Dieses Jahr nur geringer Reallohnzuwachs

Für 2017 erwarten Experten der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung wegen der wieder angezogenen Inflation fürDeutschland jedoch nur noch einen geringen Reallohnzuwachs von 0,8 Prozent nach 1,9 Prozent imJahr zuvor. Deutschland liegt damit aber weiterhin über dem Schnitt in der EU. (dpa-AFX/gem)

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