In der Auseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie bereitet die IG Metall Verhandlungen mit einzelnen Großbetrieben vor. Der Gesprächsfaden mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall sei zwar nicht abgerissen, sagte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, am Mittwoch auf dem Gewerkschaftstag seiner Organisation in Nürnberg. Die IG Metall bereite sich aber systematisch darauf vor, das Thema "einzelbetrieblich anzugehen". In Frage kommen dafür besonders die Standorte großer Autohersteller wie VW, BMW oder Porsche in den ostdeutschen Bundesländern.
Seit mehr als 20 Jahren streiten Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Branche über die 35-Stunden-Woche, die im Westen schon seit 1996 überall gültig ist. Zuletzt scheiterte die IG Metall mit einem Streik zur Angleichung im Jahr 2003. Auch im aktuell gültigen Manteltarif von Anfang 2018 sind weiter 38 Stunden festgeschrieben. Anfang Oktober hatte die IG Metall die Gespräche mit den ostdeutschen Arbeitgebern für beendet erklärt. Dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall zufolge arbeiteten im Dezember vergangenen Jahres knapp 500.000 Menschen in der Metall- und Elektroindustrie in den ostdeutschen Ländern. Tariflich beschäftigt waren davon ein Jahr zuvor 80.000.
Gesamtmetall hatte den Abbruch der Gespräche kritisiert, weil aus Arbeitgebersicht eine schrittweise Senkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden greifbar gewesen sei - bei gleichzeitigen Regelungen zum Ausgleich der Mehrkosten und zur Sicherung des Arbeitszeitvolumens.