"Wenn es um Arbeitszeit ging, gab es immer ordentlich Krach." IG-Metall-Chef Jörg Hofmann steht nicht allein, wenn er sich auf eine konfliktreiche Tarifrunde in der deutschen Metall- und Elektroindustrie einrichtet. Seine Gewerkschaft hat in der Hochkonjunktur ein Forderungspaket geschnürt, das den Arbeitgebern aus mehreren Gründen missfallen dürfte.
Neben 6 Prozent mehr Geld will Deutschlands mächtigste Gewerkschaft für möglichst viele der rund 3,9 Millionen Beschäftigten in deutschen Schlüssel-Industrien wie Auto und Maschinenbau spürbare Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen. Erstmals seit mehr als 20 Jahren - die 35-Stunden-Woche wurde nach vielen Streiks 1995 endgültig umgesetzt - soll es dieses Mal wieder ernsthaft um kürzere Arbeitszeiten gehen, kündigt Hofmann an. "Es geht uns um Rechtsansprüche. Das ist etwas anderes als das Gewähren von Freizeit, wenn es gerade passt."
Flexible Arbeitszeiten, die zumLeben der Beschäftigten passen, werden zum Mega-Thema für die Gewerkschaften. Die Zeit sei reif, findet auch der gerade inHannover bestätigte Chef der IG BCE, Michael Vassiliadis. Seine Gewerkschaft hat bereits einen Manteltarifvertrag unter Dach und Fach, der individuelle Arbeitszeiten zwischen 32 und 40 Wochenstunden zulässt und der Lohnausgleich aus bereits bestehenden Demografie-Fonds festlegt.
In der Metallindustrie soll grundsätzlich jeder Beschäftigte das Recht erhalten, seine Wochenarbeitszeit für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren von 35 auf 28 Stunden zu reduzieren. Nicht wenige sollen dafür nach den Vorstellungen der IG Metall zusätzlich und unbefristet einen Teillohnausgleich bekommen: Alle Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie Beschäftigte, die zu Hause Angehörige pflegen. Nach vorläufigen Schätzungen der Arbeitgeber könnten nahezu zwei von drei Beschäftigten auf kürzere Arbeitszeiten mit (Teil-)Lohnausgleich hoffen. Die IG Metall geht eher von 40 Prozent aus.