Batterieantrieb oder Brennstoffzelle?
Klar ist: batteriebetriebene E-Mobilität ist eine milliardenschwere Wette auf die Zukunft, angesichts der schwachen Lade-Infrastruktur weiß niemand, ob VW mit Stromern ganz nach vorne fährt. Andererseits ist die Nachfrage bei bisherigen Modellen größer als das Angebot.
Gerade erst hat sich Diess mit der deutschen Autobranche angelegt - in der Frage, wie Autos künftig angetrieben werden. Der Manager setzt auf den batterieelektrischen Antrieb. Dudenhöffer sagt:"Es gibt einen Weg, und das ist das batterie-elektrische Auto. Punkt."Die Festlegung gegen Technologieoffenheit für andere Antriebe findet er richtig:"Die Brennstoffzelle nimmt keiner ernst, das ist keine Alternative für die nächsten 30 Jahre."Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) findet die Festlegung dagegen"komplett falsch".
Bratzel meint, er sei skeptisch, wenn die Einschränkung bedeute, anderes als Batterieantriebe sehe man sich nicht mehr an. Diess könne die Rahmenbedingungen nicht bestimmen - in Ladesäulen und stärkere Netze müssten allein in Deutschland Milliarden fließen. In der zweiten Hälfte der 2020er Jahre könnten Brennstoffzellen für schwere Fahrzeuge und lange Strecken daher eine Alternative sein.
Konflikte mit dem Betriebsrat
Diess sagt selbst: ein E-Auto erfordere 30 Prozent weniger Arbeit als ein Verbrenner."Es wird schwer, das nur mit Fluktuation und Altersteilzeit zu bewältigen", warnt er. VW kündigt zudem an, in den nächsten fünf Jahren sollten zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen entfallen, Routinearbeiten in der Verwaltung könnten automatisiert werden. Das birgt Konfliktpotenzial mit Betriebsratschef Bernd Osterloh: Die Sicherheit der Arbeitsplätze stehe an erster Stelle,"Experimente auf Kosten der Beschäftigten lehnen wir ab", betont dieser jüngst. Er will für die Kernmarke eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 an allen deutschen Standorten.
Das unselige Zitat
Diess ist bekannt für deutliche Worte:"Aus heutiger Sicht stehen die Chancen 50:50, dass die deutsche Automobilindustrie in zehn Jahren noch zur Weltspitze gehört", sagt er einst. Ärger handelt er sich ein, als er Manager mit dem Satz"Ebit macht frei"auf straffe Gewinnziele einschwört. Ihm geht es um die operative Rendite - die Wortwahl erinnert aber an den Schriftzug"Arbeit macht frei"an den Toren mehrerer nationalsozialistischer Konzentrationslager. Der VW-Chef entschuldigt sich für den Satz.
"Dieselgate"
Ihn wird Diess so schnell nicht los: den Skandal um Millionen manipulierte Dieselmotoren, der den Konzern schon fast 30 Milliarden Euro gekostet hat. Anleger, die sich zu spät über die Affäre informiert fühlen, klagen zudem im Musterverfahren in Braunschweig auf milliardenschweren Schadenersatz. Tausende von Diesel-Kunden wollen ebenfalls Geld sehen. Und dann gibt es noch strafrechtliche Ermittlungen gegen eine Reihe von Managern. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen verschiedener Vorwürfe gegen 52 Beschuldigte, darunter Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, Diess selbst und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. In diesen drei Fällen geht es um mögliche Marktmanipulation, im Falle Winterkorns auch um möglichen Betrug. Noch ist nicht klar, ob es zur Anklage kommt. (dpa/gem)
Lesen Sie auch:
VW-Chef in "Hart aber fair": Diess verursacht so viel CO2 wie 120 Durchschnittsbürger
VW-Personalchef: Schaffen Wandel ohne Entlassungen
Volkswagen bildet selbst aus: Softwareentwickler aus der eigenen Nachwuchsschmiede
Bis zu 20.000 Mitarbeiter auf VW-Betriebsversammlung: Tauziehen zwischen Betriebsrat und Vorstand vor Belegschaft
Einsparungen in Milliardenhöhe: VW-Kernmarke will bis zu 7000 Stellen streichen
Aus dem Datencenter:
Modellvorschau für die SUVs von Volkswagen von 2018 bis 2022