Sprit und Heizen teurer machen, Strom dafür billiger:Die Grünen wollen mit einem CO2-Preis und lenkenden Anreizen den Klimaschutz in Deutschland voranbringen. Im Verkehr und im Wärmebereich schlagen sie 40 Euro pro Tonne Kohlendioxid (CO2) vor. Zugleich soll die Stromsteuer aber so gut wie abgeschafft werden und jeder Bürger pro Jahr pauschal ein "Energiegeld" von 100 Euro gezahlt bekommen. Der Staat solle durch diesen CO2-Preis unter dem Strich aber keine zusätzlichen Einnahmen bekommen, heißt es in einem "Sofortprogramm", das die Grünen am Freitag in Berlin vorstellten.
Parteichefin Annalena Baerbock sagte, es gehe um konkrete Maßnahmen, die über den Sommer erarbeitet werden könnten. "Die Zeit drängt." Auch die Bundesregierung müsse ihren Stillstand beenden und unter anderem die Rechtsgrundlage für den geplanten Kohleausstieg angehen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, Klimaschutz sei die Menschheitsaufgabe des 21. Jahrhunderts "und nicht irgendeine grüne Spielwiese". Hier sei Tempo angesagt.
Konkret schlagen die Grünen vor, für die Bereiche Verkehr und Wärme die Energiesteuern auf Benzin, Diesel, Kerosin, Heizöl, Heizkohle und Heizgas um einen CO2-Aufschlag zu erhöhen. Für den europäischen Emissionshandel, in dem Energiewirtschaft und Teile der Industrie mit CO2-Zertifikaten handeln, wollen sie einen Mindestpreis von 40 Euro pro Tonne einführen. Das entspräche Einnahmen von rund 15 Milliarden Euro. Derzeit schwankt der Preis um 25 Euro.
Fraktionschef Anton Hofreiter betonte, die CO2-Bepreisung solle aufkommensneutral gestaltet werden. Das Aus der Stromsteuer bringe eine Entlastung um 6,5 Milliarden Euro, besonders auch für kleine und mittlere Firmen. Für einen Haushalt mit vier Personen werde die Stromrechnung wegen der Steuersenkung um etwa 60 Euro billiger.
Zudem solle so ein Haushalt 400 Euro im Jahr "Energiegeld" bekommen. Benzin oder Diesel würden verschiedenen Berechnungen zufolge rund 10 Cent pro Liter teurer. Das Modell sei sozial ausgewogen, weil Menschen mit geringerem Einkommen in der Regel weniger Energie verbrauchten - etwa wegen kleinerer Wohnungen und Autos.