Grammer holt sich Chinesen an Bord

Grammer holt sich das chinesische Unternehmen Ningbo Jifeng als Partner im Kampf gegen die Investorenfamilie Hastor an Bord. In der Nacht auf Dienstag bestätigte der Zulieferer zunächst fortgeschrittene Gespräche mit dem Autozulieferer Ningbo über eine strategische Partnerschaft. Kurz darauf teilte Grammer mit,eine Pflichtwandelanleihe im Umfang von rund 60 Millionen Euro an den chinesischen Autozulieferer Ningbo Jifeng auszugeben.Die Papiere entsprechen rund 9,2 Prozent des Grundkapitals. Ningbo Jifeng kann diedie Papiere schon Mitte April in 9,2 Prozent der Grammer-Aktien umwandeln.

Grammer und Ningbo kennen sich bereits ganz gut. Im Jahr 2012 hatte Grammer den tschechischen AutozuliefererNectec übernommenund dabei auch einen 50-Anteil an einem Gemeinschaftsunternehmen mit Ningbo erworben.

Grammerteilte mit, die Ausgabe der Pflichtwandelanleihe sei ein wesentlicher Baustein für die Gründung einer künftigen strategischen Kooperation.Mit dem Schritt will sich Grammer gegen eine ungewollte Kontrollübernahme durch die Familie Hastor wappnen. Diese hält über mehrere Gesellschaften nach letzten Angaben zwischen 20 und 30 Prozent der Aktien an dem Unternehmen und forderte zuletzt die Neubesetzung des Aufsichtsrats. Auch soll Grammer-Chef Hartmut Müller das Vertrauen entzogen werden.

Hastor willrasch eine außerordentliche Hauptversammlung erzwingen, um die Kontrolle bei Grammer zu übernehmen.

Die Hastors kritisieren die Rendite von Grammer als zu niedrig, wollen Vorstandschef Hartmut Müller ablösen und fünf der sechs Aufsichtsratsposten besetzen. Die reguläre Hauptversammlung ist für den 24. Mai angesetzt.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) rief die Aktionäre zum Widerstand auf. "Da droht eine Art kalte Übernahme, die die restlichen Anteilseigner, und das sind immerhin 80 Prozent, verhindern müssen. Es darf nicht sein, dass eine Minderheit hier derart ungeniert durchregiert", sagt Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich die Chinesen zehn Prozent an Grammer sichern wollen. Der Kurs der im SDax notierten Aktie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten - auch befeuert von Übernahmespekulationen - mehr als verdoppelt. Am Montag hatte der Kurs mit 58,99 ein Rekordhoch erreicht. Grammers Börsenwert beträgt damit aktuell rund 672 Millionen Euro.

Hartmut Müller hatte sich erst am Wochenende in einem Interview mit den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX mit Blick auf die Hauptversammlung und der Beteiligung der Investorenfamilie Hastor besorgt geäußert: "Die Präsenz auf Grammer-Hauptversammlungen liegt gewöhnlich so um die 45 Prozent." Deshalb sei nicht auszuschließen, "dass diese Investoren auf der Hauptversammlung die Mehrheit erreichen können". Dann aber drohten Kunden Grammer den Rücken zu kehren.

Die Familie Hastor hatten im vergangenen Sommer mit einem Lieferstopp ihrer Prevent-Gruppe die Produktion bei VW in Wolfsburg und Emden lahmgelegt. Müller sprach von einem "Sonderfall, der dazu geführt hatte, dass sich Kunden jetzt Sorgen machen". Noch wirke sich das nicht auf das Tagesgeschäft und die Aufträge aus. "Aber es gibt Signale, dass sich das ändern könnte, wenn es eine Kontrollübernahme durch diese Investoren geben sollte", sagte Müller. Grammer beschäftigt etwa 12.000 Menschen. Die beiden größten Grammer-Kunden sind VW und Daimler. (dpa-AFX/gem)

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