Frankfurt. Die IG Metall will die Tarifverhandlungen für mehr als 3,7 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zügig abschließen. Der Zweite Vorsitzende Jörg Hofmann forderte die Arbeitgeber auf, möglichst zu allen drei Forderungsbestandteilen noch in der Friedenszeit ein Angebot vorzulegen. "Wir haben kein Interesse an einer ewigen Schaukelei hin und her, sondern an einem zügigen Ergebnis", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
Die Friedenspflicht endet am 28. Januar. Bis dahin sollen in jedem Tarifbezirk zwei Verhandlungsrunden stattgefunden haben. Den Auftakt machen am Mittwoch die Bezirke Bayern und Baden-Württemberg, in denen 2012 und 2013 die beiden Pilotabschlüsse vereinbart worden waren.
Der Umfang der ab dem 29. Januar möglichen Warnstreiks hänge vom Verhandlungsverlauf ab, sagte Hofmann. Ziel seien keineswegs nur Großbetriebe etwa der Automobilindustrie. Auch in kleinen und mittleren Unternehmen müsse die Stimmung in den Belegschaften wahrgenommen werden, um dann die Meinungsbildung in den Arbeitgeberverbänden zu beschleunigen. "Wir werden mit den Warnstreiks in die Breite gehen", kündigte der Gewerkschafter an.
Die IG Metall verlangt neben 5,5 Prozent mehr Geld neue Teilzeitmodelle für ältere und für fortbildungswillige Mitarbeiter. Bei diesen beiden spätestens seit dem Jahresende 2013 absehbaren Themen hätten sich die Arbeitgeber in den vergangenen Monaten von früheren Positionen entfernt, sagte Hofmann. Die Modelle zur Altersteilzeit seien seit 1997 tariflich vereinbart und müssten aus Sicht der IG Metall nur mit "wenigen, oft nur technischen Änderungen" der neuen Gesetzeslage, etwa durch die Rente mit 63, angepasst werden. Zudem müsse sichergestellt werden, dass das tariflich vereinbarte Finanzvolumen auch ausgeschöpft werde.
Bei der Bildungsteilzeit gehe es den Arbeitgebern eindeutig darum, die Mitbestimmung in diesem Bereich zu verhindern. "Das ist eine reine Machtfrage, denn die eigentliche Notwendigkeit der Weiterbildung wird nicht infrage gestellt", sagte der IG-Metall-Vize.
Die Unternehmen zahlten Weiterbildungsmaßnahmen nur dann, wenn es in ihre kurzfristige Verwertungslogik passe, erklärte Hofmann. Eine nachhaltige Personalpolitik müsse aber den zukünftigen Bedarf der gesamten Industrie wie auch die Bedürfnisse des einzelnen Beschäftigten im Blick haben. Hier sei das Korrektiv der Mitbestimmung gefordert. Die Digitalisierung beschleunige die Veränderung der Berufsbilder so sehr, dass ein Beschäftigter nicht mehr nur mit einer Ausbildung durch sein gesamtes Berufsleben komme. (dpa-AFX/gem)