Stuttgart. Autos, die sicher autonom Fahren. Fernseher, die online gehen. Heizungen, die sich automatisch zur Ankunft der Hausbewohner einschalten. Das Internet soll vieleAbläufe im täglichen Leben einfacher machen. Was vernetzt werden kann, wird künftig auch vernetzt, lautet die Devise. Firmen wie Bosch, die die notwendigen Sensoren liefern, sehen ein Milliardenpotenzial im sogenannten "Internet derDinge" - Geräte, die mit Menschen oder Maschinen kommunizieren. Es schwingt viel Zukunftsmusik mit - tatsächlich funktioniert die Vernetzung an vielen Stellen schon.
Handy und Computer ohne Internetzugang?Undenkbar. Inzwischen gilt das aber auch für Fernseher und Audiogeräte oder Kameras. Neue Kategorien kommen überhaupt nicht ohne Vernetzung aus: Sogenannte «Wearables», die direkt am Körper getragen werden wie die AppleWatch oder Fitness-Tracker. Der Umsatz damit soll sich laut Prognosen von IHSTechnology von 4,5 Milliarden Euro in diesemJahr auf neun MilliardenEuro 2019 verdoppeln.
Rollläden auf demSmartphone kontrollieren, im Urlaub das Licht zur Abschreckung von Einbrechern einschalten und die Heizung auf dem Heimweg aus demUrlaub schon mal anstellen?Alles gute Ideen. Doch nur gut 46 Prozent der Deutschen wohnen in den eigenen vier Wänden. Für die anderen ist der Anreiz, Geld in die Aufrüstung einer Immobilie zu stecken, eher gering. Laut Bitkom nutzen tatsächlich aber schon zehn Millionen Deutsche smarte Haustechnik. Etwa digitale Thermostate oder programmierbare Lichtschalter.Ende 2014 ging der Bitkom davon aus, dass es bis 2020 eine Million komplett vernetzte Haushalte geben wird. Ende 2013 waren es 315.000.
In einer Bitkom-Umfrage war schon vor zwei Jahren den Befragten ein Smartphone-Anschluss imAuto wichtiger als eine hohe PS-Zahl. Zukunftsmusik sind vernetzte Autos, die sich gegenseitig anfunken und vor Gefahren oder Staus warnen. Ein erster Schritt ist auch in diese Richtung getan:Neuwagen sollen von 2018 an mit dem Notrufsystem eCall ausgestattet werden, mit dessen Hilfe Autos bei einemUnfall Kontakt zum Notdienst aufnehmen sollen. Einige Hersteller bieten das bereits an.
In der Industrie sollen künftig Werkstücke den Maschinen mit Hilfe von Chips oder Funketiketten mitteilen, wie sie bearbeitet werden wollen. Oder Maschinen sich gegenseitig Bescheid geben, wenn der nächsteArbeitsschritt beginnen kann. Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf erprobt solche Szenarien in seinemWerk in Gerlingen. Bosch hat seine Produktion in einem Pilotwerk in Homburg intelligent vernetzt. Dort werden mit Hilfe von Funketiketten Logistikprozesse vereinfacht. Außerdem können Hydraulikventilpumpen nach individuellen Kundenwünschen hergestellt werden. Nach Angaben von Bosch hat das zu einem Produktivitätsfortschritt von zehn Prozent geführt. Experten der Boston Consulting Group (BCG)rechnen dank Industrie 4.0 bis 2020 mit 390 000 neuen Arbeitsplätzen und einem Beitrag von 30 Milliarden Euro zumBruttoinlandsprodukt. (av/dpa)