Detroit/Wolfsburg. Volkswagens Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sieht kein rasches Ende für die Schwäche der VW-Kernmarke in den USA. Auch die jüngste Weichenstellung etwa für ein neues Modell oder mehr Entwicklungsarbeit direkt in den USA könne nicht zu einer schnellen Wende führen, sagte der Arbeitnehmerboss im VW-Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld der diesen Montag beginnenden US-Automesse in Detroit. «Wenn man erkannt hat, dass es so nicht geht, braucht man Zeit, um eine andere Richtung einzuschlagen.»
Die VW-Hausmarke hat mit ihren US-Modellen wie Passat und Jetta seit Jahren Schwierigkeiten in den Vereinigten Staaten, die nach China der weltgrößte Pkw-Markt sind. VW verlor lange Zeit Anteile in dem nach der Krise wieder wachsenden Markt. Vor einem Jahr sprach Osterloh noch von einer «Katastrophenveranstaltung». Erst zur Jahreswende 2015 zeigte sich eine leichte Besserung, als die Kernmarke nach eineinhalb Jahren der Talfahrt wenigstens wieder Stagnation ausweisen konnte.
Als Hauptgründe für die US-Schwäche bei den VW-Pkw gelten mangelndes Verständnis für den Markt und seine Kundenansprüche. So gerieten etwa die Zyklen für eine kosmetische Überarbeitung der Modelle (Facelifts) zu lang. Zudem hat die VW-Produktpalette Lücken, etwa bei den großen aber trotzdem günstigen Pick-ups und Geländelimousinen (SUV). «Es nützt ja nichts, wenn unsere Autos besser sind als die der Konkurrenz - aber der Kunde sie so gar nicht haben will. Wir müssen also stärker gucken, auf welchem Niveau wir die Produkte starten», sagte Osterloh. VW hat für Ende 2016 ein Siebensitzer-SUV angekündigt, das speziell für die USA entwickelt und im US-Bundesstaat Tennessee gebaut wird.
Neben den Angebotslücken nennen US-Branchenexperten die bestehenden VW-Modelle auch «überentwickelt», sie seien zu sehr detailverliebt an Stellen, für die die US-Kunden eher wenig übrig hätten. Auch Osterloh nannte ein solches Beispiel: «Wenn wir ein Item wie etwa hochwertig verkleidete Kofferräume in den USA nicht einpreisen können, dann müssen wir uns eben überlegen, wie wir damit umgehen. Aber das braucht alles Zeit. Und die müssen wir den Kollegen dort nun geben.»