Doch der Weg zu einem profitablen Car Sharing-Geschäft in China ist nicht leicht. Denn es gibt einige wichtige Vorbedingungen für Anbieter: Sie müssen zum Beispiel Lizenzen und Genehmigungen bei nationalen Behörden und der jeweiligen Stadtverwaltung beantragen, Kennzeichen für die geplante Flotte beschaffen und genau klären, wo die Fahrzeuge in den überfüllten Städten abgestellt werden dürfen. "Diese Hürden sind in China aus bürokratischen Gründen nicht leicht zu überwinden", warnt Dressler. "Ein frühzeitiger und enger Kontakt zu den lokalen Behörden ist daher sehr wichtig. Außerdem sind Partnerschaften unverzichtbar, um die notwendige Infrastruktur wie Parkplätze oder Ladesäulen für Elektroautos bereitzustellen."
Unabdingbar für den Aufbau eines erfolgreichen Car Sharing-Angebots ist außerdem eine gute Kenntnis der lokalen Kundenbedürfnisse. Denn wer die Nutzer nicht kennt, der riskiert eine niedrige Auslastungsrate seiner Flotte. So ergab eine Analyse der Roland Berger-Experten in einer chinesischen Großstadt, dass die dortigen Car Sharing-Betreiber derzeit im Schnitt nur 12 Prozent Auslastung erreichen. Zu wenig, findet Jan-Philipp Hasenberg: "Nach unseren Berechnungen sind 20 Prozent Auslastung die Untergrenze für einen profitablen Betrieb."
Anbieter sollten daher unbedingt verschiedene Nutzungsszenarien durchspielen und ihr Angebot entsprechend optimieren. Dazu gehört zum Beispiel, Fahrzeuge gezielt in Städten oder Stadtteilen zu stationieren, wo alternative Mobilitätsdienstleistungen oder Verkehrsmittel fehlen oder nicht ausreichen. "Die Wahl der richtigen Standorte wirkt sich auch auf die Höhe der erzielbaren Einnahmen aus", sagt Norbert Dressler. "Im Gegensatz zu westlichen Ländern sind chinesische Kunden nämlich nur sehr begrenzt bereit, höhere Preise für Car Sharing-Fahrten zu akzeptieren, wenn kostengünstigere Mobilitätsalternativen vorhanden sind."
Trotz dieser und weiterer Herausforderungen halten die Studienautoren ein erfolgreiches Engagement im chinesischen Car Sharing-Markt für möglich. "Die Branche ist noch in einer frühen Phase ihrer Entwicklung", sagt Hasenberg. "Das bietet Einsteigern die Chance, sich jetzt einen Vorsprung zu verschaffen und Marktanteile zu besetzen, ähnlich wie es vor Jahren bei der Automobilisierung in China war. Entscheidend ist allerdings eine sehr sorgfältige Planung." (ree)
Im Datencenter:
Absatzveränderungen der Hersteller durch Carsharing
E-Autos und Mobilitätsdiensleistungen: VW will Angebot in China deutlich ausbauen