Langsam und gemächlich geht Martin Winterkorn aus einem Nebenzimmer in den Gerichtssaal. Mit dem rechten Bein humpelt er und beim Hinsetzen stützt er sich am Zeugentisch ab. Mehrere Operationen haben ihre Spuren hinterlassen. Mit einem klaren "Guten Morgen" grüßt er in den Saal und macht direkt zu Beginn seine Botschaft klar: Hätte er was gewusst, hätte er gehandelt. "Notfalls wäre ich selbst in die USA geflogen und hätte vertraulich mit den Behörden gesprochen."
Der frühere Volkswagen-Konzernchef ist als Zeuge beim Oberlandesgericht Braunschweig geladen. Das verhandelt seit 2018 aus Platzgründen in der Stadthalle über möglichen Schadenersatz für Investoren, die nach dem Auffliegen des Skandals Kursverluste erlitten hatten. Derzeit geht es rund 4,4 Milliarden Euro. "Ich habe mich entschieden, hier als Zeuge auszusagen, um meinen Beitrag zur Aufklärung des Sachverhaltes im sogenannten Diesel-Komplex zu leisten", sagt der 76-Jährige zum Einstieg in einer persönlichen Erklärung.