Zu seinem 80. Geburtstag am 20. Mai wirkt der ehemalige Chef der IG Metall wach wie eh und je, schlank und körperlich fit. Den afrikanischen 5000er Berg traut sich der Radfahrer und Hobby-Golfer dennoch nicht mehr zu. Er habe niemanden gefunden, der mit ihm auf die anstrengende Tour gehen wollte, sagt der Mann, der wie kein zweiter Höhen und Tiefen eines Gewerkschafters erlebt hat.
Steinkühler war einmal der unangefochtene starke Mann der mächtigen IG Metall, die er von 1986 bis 1993 als Erster Vorsitzender führte. Nach ihm wurde schon früh in seiner Karriere eine Pause für Akkordarbeiter benannt, die es bis heute gibt. Fünf Minuten pro Stunde dürfen die Männer und Frauen am Band extra verschnaufen - in der sogenannten "Steinkühler-Pause".
Festgehalten ist das im 1973 mit drei Wochen Streik erzwungenen "Lohnrahmentarifvertrag II", den der damalige Stuttgarter Bezirksvorsitzende rückblickend als seinen wichtigsten Abschluss sieht. "Uns war damit der Beweis gelungen, dass man mit Hilfe von Tarifverträgen die Arbeit selbst gestalten kann." Das einseitige Feilschen um Lohnprozente gehörte damit der Vergangenheit an.
Steinkühler traf von Beginn an die richtigen Leute. Der legendäre Stuttgarter Bezirkschef Willi Bleicher und der ebenfalls aus dem Ländle stammende Hans Mayr waren die Gewerkschafter, die den 15 Jahre jungen Polizistensohn Franz bei einem Treffen in Göppingen überzeugten, gleichzeitig in die IG Metall und die SPD einzutreten. "Das war eine große Ehre. Da habe ich erstmal zugehört und viel gelernt", sagt Steinkühler 65 Jahre später an seinem Wohnort Oberursel am Taunus. Mitglied in den beiden zentralen Organisationen der Arbeiterbewegung ist er immer noch.