Zwischen den Tarifpartnern in der deutschen Metall- und Elektroindustrie knirscht es gewaltig. Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger hat in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag) seinem Frust über Mitgliederschwund und die Folgen des aktuellen Tarifabschlusses freien Lauf gelassen. In letzter Konsequenz drohte der Arbeitgeber-Chef sogar mit einem Ende des Flächentarifs, der letztlich die Arbeitsbedingungen für knapp vier Millionen Beschäftigte in den deutschen Schlüsselindustrien wie Auto oder Maschinenbau regelt.
Dulger warnte davor, dass immer mehr Mitgliedsfirmen weder die kräftigen Lohnsteigerungen verkraften noch die immer komplexeren Arbeitszeitvereinbarungen administrativ umsetzen könnten. Wegen der 2018 erstmals von der IG Metall eingesetzten Tagesstreiks bestehe ein Ungleichgewicht der Kräfte, in dem die Arbeitgeber nichts entgegenzusetzen hätten. Obwohl diese extreme Form des Warnstreiks in anderen Branchen schon viel länger üblich ist, sollten die 24-Stunden-Ausstände in der Metallindustrie erst nach einer gescheiterten Schlichtung möglich sein, verlangte Dulger von seinem Gegenüber.
Auf den Einwand, dass dies wohl kaum im Interesse der Gewerkschaft liegen könne, sagte Dulger der Zeitung diesen Satz: "Aber wenn alle Unternehmen die Tarifbindung verlassen, kann die Gewerkschaft zusehen, wie sie sich im Häuserkampf durchschlägt." Die Vermeidung einer zerplitterten Tariflandschaft ist aber eigentlich die Königsaufgabe seines Verbandes. "Wenn die Tarifvertragsparteien so weitermachen, gehen weitere Firmen aus der Tarifbindung heraus, was ich sehr bedauern würde", schiebt Dulger daher noch nach.