Hannover. Erstmals stellt ein Dax-Konzern seine Jahresbilanz ausschließlich über das Netz vor. Der Autozulieferer Continental wird Wirtschaftspresse und Analysten die detaillierten Geschäftszahlen für 2014 ausschließlich über das Netz erläutern. Die Präsentation der Gruppe aus Hannover ist an diesem Donnerstag.
Conti begründet den Wechsel auch mit Kosten- und Zeitdruck in den Medienhäusern. Die Situation mache eine innovative Kommunikation nötig, die gleichzeitig die journalistische Unabhängigkeit wahre.
Diese Abkehr vom persönlichen Kontakt vor Ort stößt auf überwiegend positives Echo. Vom Deutschen Journalisten-Verband DJV heißt es: «Eine Pressekonferenz als Präsenzveranstaltung ist in der Tat nicht zwingend erforderlich.» Vorbehalte gebe es bei Rundfunkmedien. «Sie müssen auch weiterhin die Möglichkeit haben, O-Töne und Fernsehbilder selbst produzieren zu können», sagte ein DJV-Sprecher.
Dies will Continental mit gewissen Einschränkungen ermöglichen. Dennoch sieht der NDR «das neue Verfahren der Conti-Pressekonferenz eindeutig als Verschlechterung», sagte ein NDR-Sprecher. Den Möglichkeiten der Berichterstattung drohten damit «enge Grenzen».
Der Berufsstand der Anlageexperten begrüßte die Änderung des Formats. «Finanzanalysten müssen zunehmend größere Universen beobachten», gibt Ralf Frank zu bedenken, Generalsekretär beim Verband der Investment Professionals in Deutschland. Damit steige die Zahl der betreuten Unternehmen und damit die Arbeitslast. «Das führt dazu, dass Reisen zu Veranstaltungen von Unternehmen tendenziell weniger werden.» Der Münchner Fernsehkonzern ProSiebenSat.1, der im MDax-notiert ist, bat bereits im Februar zur Webcast-Bilanz. (dpa/gem)