"Der Käfer hat VW zum Weltunternehmen gemacht, dieses aber Anfang der 1970er-Jahre fast in den Untergang geführt", sagt Autoexperte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen. Denn VW war wegen des Erfolgs der irrigen Meinung, das würde ewig so weiter gehen, glaubt Diez: "Aber der Markt hatte sich verändert, und der VW-Käfer sah plötzlich nicht nur alt aus, sondern war auch technisch veraltet."
Hätte der Golf als Käfer-Nachfolger nicht gleich eingeschlagen, wäre VW wohl nicht mehr zu retten gewesen, schätzt der Branchenexperte im Rückblick.
So legt der Käfer-Erfolg gerade rechtzeitig den Grundstein für seinen Nachfolger, der bis heute in zahlreichen Golf-Modellen auf den Weltmärkten gefragt ist. "Dennoch: Weder vorher noch nachher hat es ein Auto gegeben, das global so bedeutend war wie der Käfer", sagt Diez. Der Wagen sei in Europa, Nordamerika und Lateinamerika erfolgreich gewesen: "Vielleicht war er das erste 'Welt-Auto' überhaupt".
Das endgültige Aus kommt erst 2003: In Mexiko wird der letzte Ur-Volkswagen mit dem luftgekühlten Boxer-Motor im Heck montiert. Kein anderes Automobil wird bis 2002 so oft hergestellt, mehr als 21,5 Millionen Käfer laufen seit 1938 weltweit aus den VW-Hallen.
Zurück bleibt der Mythos um ein Kultauto. Es sorgt etwa als Filmstar "Herbie– ein toller Käfer" für Kapriolen in Hollywood-Filmen. Die begehrten Oldtimer werden zu astronomischen Preisen gehandelt. "Für einen Brezelkäfer mit der geteilten Heckscheibe werden je nach Zustand bis zu 30.000 Euro gezahlt", sagt Henry Hackerott, der in Hannover große Käfer-Treffen organisiert. Auch die Versorgung mit Ersatz- und Zubehörteilen soll für die nächsten Käfer-Jahre gut gesichert sein.
Von Hans-Christian Wöste, dpa
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