Amberg. Der sechste Rekordumsatz in Folge, der Gewinn verdoppelt, die Dividende erhöht – viele Vorstandschefs würden gerne mit dieser Bilanz vor ihre Aktionäre treten. Doch Grammer-Chef Hartmut Müller sieht der Hauptversammlung am 24. Mai mit Bangen entgegen. Denn der größte Anteilseigner des Autozulieferers, die umstrittene Investorenfamilie Hastor, will alles auf den Kopf stellen – und erschreckt damit Kunden wie Mitarbeiter.
"Dass das kein Kaffeekränzchen wird, ist doch klar", sagte Franz Enderle, Anwalt von Hastor. Die Investorenfamilie will die Kontrolle im Grammer-Aufsichtsrat übernehmen und den Vorstand feuern. "Aber was soll das bringen, aus Aktionärssicht?", fragt Analyst Peter Rothenaicher von der Baader-Bank. "Die Hastors haben nicht kundgetan, was sie wollen."
Den Hastors gehört die Prevent-Gruppe, die im vergangenen Sommer im Streit mit VW einfach ihre Lieferungen gestoppt und die Bänder in Wolfsburg und Emden lahmgelegt hatte. Anschließend unterschrieb VW einen Vertrag "mit Bezugsverpflichtungen für sechs Jahre", sagte Enderle. Rothenaicher erklärt: "Ohne Just-in-Time-Lieferung stehen die Bänder still, da sah sich VW ja fast erpresst. Deshalb läuten die Alarmglocken bei den Autoherstellern, wenn sie Hastor hören."