Die Autoindustrie scheint seit Jahren Skandale ohne Ende zu produzieren. Jüngstes Beispiel: Die Abgastests an Affen. Doch seinen Abschied will sich Auto-Cheflobbyist Matthias Wissmann vor der versammelten Manager-Elite nicht vermiesen lassen. Das heikle Thema des Abends streift er nur mit großer Vorsicht: "Innovation, Technologie, Begeisterung für das Neue ist das eine, aber der ethische Kompass ist das andere", sagt der scheidende VDA-Präsident am Dienstag beim Neujahrsempfang des mächtigen Branchenverbands in Berlin. Es klingt sehr grundsätzlich und allgemein - doch der Zündstoff ist enorm.
Abgasversuche mit Affen und der Verdacht auf Tests sogar mit Menschen haben den Ruf der Branche arg ramponiert. Wieder einmal. In einer Zeit, in der wegweisende Entscheidungen anstehen für die stolzen Autobauer und -zulieferer. Und einen Monat vor dem Wechsel an der VDA-Spitze von Wissmann zum Ex-Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes.
Sicher, die Geschäfte der Hersteller laufen immer noch glänzend. Das liegt aber hauptsächlich an ihrer Stärke bei besonders profitablen sportlichen Geländewagen, im Oberklasse-Segment und auf zentralen Auslandsmärkten wie China. Daheim in Deutschland bricht der Anteil der Diesel-Neuzulassungen weiter ein. Nur noch jeder dritte Neuwagen war im vergangenen Dezember ein Selbstzünder, nach knapp 45 Prozent ein Jahr zuvor. Privatkunden halten sich zurück. Glauben sie noch, dass die neuesten Diesel-Fahrzeuge wirklich sauber sind?