"Durchbruch kommt nicht mit den Ankündigungsweltmeistern"

Volkswagen-Chef Matthias Müller sieht die deutsche Automobilindustrie im Wettbewerb um die Mobilität der Zukunft im Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten. Müller sagte auf der Branchenkonferenz "Handelsblatt Auto-Gipfel", ihm imponiere der Mut und die Konsequenz, mit der Unternehmen wie der kalifornische E-Auto-Pionier Tesla agierten. Er sieht VW aber dennoch in einer guten Ausgangslage. "Der Durchbruch neuer Technologien kommt nicht mit den Ankündigungsweltmeistern. Er kommt mit denen, die eine neue Technologie in die Großserienfertigung und in relevanten Stückzahlen auf die Straße bringen können."

Müller ist überzeugt: Wer glaube, die deutschen Autobauer hätten die besten Zeiten hinter sich, den würde die Industrie eines Besseren belehren. "Wir werden es sein, die die Mobilität von morgen maßgeblich prägen", sagte Müller. Die Automobilindustrie stehe vor einem nie dagewesenen Innovationsschub. "Wir sind noch längst nicht am Ziel", sagte der Konzernchef. "Aber wir sind auf dem richtigen Weg."

Der Volkswagen-Chef übte aber auch Selbstkritik. "Wolfsburg ist nicht der Mittelpunkt der Welt", sagte er, und konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Stuttgart übrigens auch nicht."

Die Branche sei zu selbstzufrieden gewesen und müsse stärker auf die Kunden eingehen, „ihre Wünsche und Erwartungen erfüllen und übertreffen“. Gegen die Herausforderungen der Zukunft seien vergangene Probleme wie die Ölkrise oder die Finanzkrise „nicht mehr als eine Fingerübung“ gewesen.

Er möge Wettbewerb und respektiere, was Tesla und andere geschafft hätten. VW werde jedoch mit überzeugenden Elektroautos kontern - "zu Preisen, die das Elektroauto nicht länger zu einem Spielzeug für einige Wenige machen". Zukunft werde nicht nur im Silicon Valley gemacht, sondern auch in Sindelfingen, Wolfsburg, Ingolstadt, Zuffenhausen und München.

Es ärgere ihn, wenn die Autoindustrie selbst dazu beitrage, dass ihr Weitblick und Pragmatismus abgesprochen werde, sagte Müller. "Zum Beispiel, wenn wir alle miteinander es nicht schaffen, ein tragfähiges Konzept für den Streetscooter der Deutschen Post anzubieten. Und das Unternehmen, als einer der größten Flottenbetreiber des Landes dann sein eigenes Fahrzeug entwickeln lässt und in Serie bringt."

Vor wenigen Wochen erst hatte die Post angekündigt, ein zweites Produktionswerk mit einer Jahreskapazität von bis zu 10.000 Einheiten des Elektro-Kleinlasters für den städtischen Verteilerverkehr zu bauen. Die Fertigung soll im zweiten Quartal 2018 starten. Zuvor war der Logistikkonzern auf der Suche nach einem passenden E-Transporter für das wachsende Paketgeschäft bei den Platzhirschen der Autobranche abgeblitzt. (dpa-AFX/gem)

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