Stuttgart. Seit Monaten liegen die Deutsche Umwelthilfe (DUH)und der Autobauer Daimler wegen angeblich zu hoherAbgaswerte bei einem Dieselmodell des Herstellers im Clinch. Dieses hält nach Angaben des Herstellers die Vorgaben der bislang strengsten Abgasnorm Euro 6 ein. Am Donnerstag wird sich das Landgericht Stuttgart erstmals mit dem Thema befassen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
DUH gegen Daimler – Was Sie über den Streit wissen müssen
Die Umwelthilfe wirft dem Autobauer vor, Verbraucher mit Werbung übersaubereDieselmotoren der C-Klasse in die Irre geführt zu haben.Dabei geht es unter anderem um die Aussage, dass die Stickoxid-Emissionen durch die Abgas-Nachbehandlung um bis zu 90 Prozent reduziert werden könnten.
Daimler weist den Vorwurf derVerbrauchertäuschung aber vehement zurück. Bekäme die Umwelthilfe Recht, müsste Daimler diese Aussage zurücknehmen. Vor einigen Jahren setzte die Umwelthilfe bereits eine einstweilige Verfügung gegen Werbung für die damals neue S-Klasse durch.
Für das fragliche Mercedes-Modell hatte die DUH schon im Februar 2016 einen Entzug der Typgenehmigung beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)gefordert. Das KBAhatte den Wagen bei seiner groß angelegten Nachprüfung imApril hingegen nicht beanstandet.
DieUmwelthilfe kritisiert schon länger eine Einrichtung, die in einigenDieselmotoren dafür sorgt, dass die Abgas-Nachbehandlung in bestimmten Temperaturbereichen heruntergeregelt wird –das so genannte Thermofenster. Sie hatte in einem Gutachten diese Praxis für nicht rechtens erklären lassen.
Im vergangenen Jahr mäkelte der Verein ausgerechnet an der B-Klasse mit Renault-Motor herum, die bereits das Kraftfahrt-Bundesamtbei seinen Nachtests im Aprilbeanstandet hatte. Das Modell ist Teil des damals angeordneten "freiwilligen" Rückrufs des KBA.
Den neuesten Dieselmotor der Stuttgarter, der 2016 zunächst in die E-Klasse eingebaut worden war, lobte die Umwelthilfe indes. Er zeige, dass eine wirksame Abgasreinigung auch bei winterlichen Temperaturen technisch machbar sei. Die Tests des Vereins sind insofern schwierig zu bewerten, als die Modelle Vorgaben auf dem Prüfstand einhalten. Die Umwelthilfe verwendet allerdings auf derStraße gemessene Werte.
Nein.In Deutschland ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit Abgas-Manipulationen bei Dieselfahrzeugen "gegen namentlich bekannte und unbekannte Mitarbeiter der Daimler AG wegen des Verdachtes desBetrugs und der strafbarenWerbung."
Um wie viele Beschäftigte es sich handelt, ließ die Behörde ebenso offen wie die Frage, ob hochrangige Manager oder gar Vorstände darunter sind. In den USAhaben Autobesitzer eine Sammelklage angestrengt und dem Hersteller manipulierte Werte des Schadstoffs Stickoxid und irreführende Werbung vorgeworfen. Das zuständige Gericht in Newark (Bundesstaat New Jersey) wies die Klage zunächst ab.
Die Umweltbehörde EPAhat bislang nur VW des gezielten Abgasbetrugs bezichtigt. Allerdings leiteten die US-Regulierer im Zuge der Klage gegen Daimler eine Untersuchung ein. Das Justizministerium in Washington hatte den Hersteller der Marken Mercedes-Benz und Smart imApril aufgefordert, das Zustandekommen der offiziellen Abgaswerte in den USA intern und unter Einbeziehung der Aufseher zu prüfen.
Mit der Untersuchung beauftragte Daimler externe Anwälte, die seit gut einem Jahr im Haus unterwegs sind. Geleitet wird die Prüfung aber von der internen Revision des Autobauers. Daimler hält sich mit Aussagen zu den Verfahren zurück. (dpa/mer)
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