München. Im Skandal um Manipulationen beim Autopreis «Gelber Engel» gerät der ADAC zunehmend unter Druck. Die Staatsanwaltschaft interessiert sich für die Affäre. Autobauer VW und Branchenverband VDA fordern Aufklärung. Zugleich scheinen konkurrierende Autoclubs von der Zahlenfälschung bei dem mit Abstand größten Autofahrer-Verband zu profitieren.
Als Reaktion auf die manipulierten Zahlen will Volkswagen vorerst auf Werbung mit dem «Gelben Engel» verzichten. Man erwarte lückenlose Aufklärung innerhalb des ADAC, sagte ein VW-Sprecher am Dienstag. Bis dahin gelte: «Wir werden nicht mit dem "Gelben Engel" werben.»
ADAC-Präsident Peter Meyer lehnte einen Rücktritt ab. Er bekannte sich zu Geschäftsführer Karl Obermair, der Manipulationen beim ADAC zunächst abgestritten und später eingeräumt hatte. Die Staatsanwaltschaft München startete eine «Vorprüfung». Die Behörde teilte mit, aufgrund der Medienberichte prüfe man, ob Straftatbestände berührt sein könnten. Sie betonte zugleich, bisher sei kein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Der ADAC bot der Staatsanwaltschaft in München «vollumfängliche Unterstützung» an.
Zu Informationen der «Süddeutschen Zeitung», wonach Volkswagen erwägt, den «Gelben Engel» für den VW-Golf zurückzugeben, sagte der VW-Sprecher, es hänge von der weiteren Aufklärung beim ADAC ab, wie man weiter mit dem Preis umgehen werde. Sollten Autohersteller entscheiden, «Gelbe Engel» zurückzugeben, wäre dies ein weiterer Imageschaden für den Autoclub.
Aufklärung verlangt neben Europas größtem Autobauer VW auch der Verband der deutschen Automobilindustrie VDA. Die vom ADAC angekündigte Transparenz «ist dringend nötig, denn nur so kann die Glaubwürdigkeit des Verfahrens wiederhergestellt werden», sagte ein VDA-Sprecher der Zeitung «Die Welt».
Meyer versicherte unterdessen, dass bei Tests - beispielsweise von Autobahnraststätten oder Kindersitzen - nicht geschummelt wurde. «Unsere Technik- und Verbraucherschutztests werden nach festgelegten, stets nachprüfbaren Kriterien durchgeführt. Teilweise sind Zertifizierungsunternehmen an diesen Tests beteiligt; insofern ist eine Manipulation dort ausgeschlossen.»