Hannover. Der Autobauer Volkswagen hat nach Einschätzung des Juristen Wolfgang Kubicki das Ausmaß der VW-Affäre vor zehn Jahren falsch eingeschätzt. Das Justiziariat und die PR-Abteilung hätten sich damals sicher nicht vorstellen können, «dass eine Affäre, die man mit Hausmitteln zu bereinigen suchte, derartige Dimensionen annehmen konnte, so dass damit ein Teil der Republik erschüttert wurde», sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Kubicki vertrat damals den Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer, der in dem aufsehenerregenden Fall um Lustreisen und Bordellbesuche auf Firmenkosten zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war.
Heutzutage habe sich die Unternehmenskultur gewandelt, Sondervergünstigungen würden nicht mehr freihändig verteilt, betonte Kubicki. «Compliance, also das vorschriftsmäßige und auch ethisch korrekte Verhalten, ist bei VW tatsächlich eingezogen.»
Die Affäre war 2005 aufgeflogen. Dabei waren teure Geschenke sowie Prostituierte auf Firmenkosten finanziert und abgerechnet wurden, um zum Beispiel Betriebsräte auf Unternehmenslinie zu halten. Das Verhältnis der Gewerkschaften und Betriebsräte zum Unternehmen habe sich wegen des Skandals nicht verändert, sagte Kubicki. «Sie verstehen sich nach wie vor als Mit-Management auf Augenhöhe zum Vorstand.» (dpa/swi)