Manchmal sind es das Schweigen oder die Botschaften zwischen den Zeilen, die auf einen möglichen Bruch hindeuten. Oder, wie bei Herbert Diess, zumindest auf eine fortlaufende Entfremdung.
Der VW-Konzernchef sitzt - offiziell - weiterhin fest im Sattel. Doch vor dem Jahresende gibt es Signale, dass der im Sommer gerade noch so entschärfte Eklat mit dem Aufsichtsrat Nachwirkungen haben könnte. In letzter Minute hatten sich beide Seiten damals zusammengerauft - Diess soll dem Rausschmiss nur knapp entgangen sein, nachdem er Teilen des Gremiums ein strafbares Verhalten vorgeworfen hatte.
Gut ein halbes Jahr später kursieren neue Spekulationen über die Motivlage des gern forsch auftretenden Top-Managers. Er soll abermals um eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrags gebeten haben, der bis zum Frühjahr 2023 läuft. Obwohl man darüber auch beim weltgrößten Autokonzern in der Regel frühestens zwölf Monate vorher spricht. Dem Vernehmen nach hatte Diess schon einmal eine Initiative gestartet, was nicht nur bei einigen Vertretern der Kapitalseite Stirnrunzeln hervorrief. Die bei VW besonders mächtige IG Metall sprach ihm im Mai gar in einem offenen Brief wegen des hohen Stresses in der Produktion und der Art der Kommunikation über weite Strecken das Misstrauen aus.