Nun wird es doch noch eng für Martin Winterkorn. Immer wieder hatte der Ex-VW-Chef beteuert, er habe sich in der Abgasaffäre nichts zuschulden kommen lassen. Verfehlungen Einzelner, aber kein Wissen von Top-Managern über den millionenfachen Betrug mit Schadstoffwerten bei Dieselautos - das war die Linie des langjährigen Konzernlenkers, der im Herbst 2015 über die Manipulationen gestolpert war.
Seit Donnerstag (Ortszeit) greift der lange Arm der US-Justiz auch nach dem früher schier unantastbaren "Mr. Volkswagen". Die Behörden in den Vereinigten Staaten - Ursprungsland von "Dieselgate" - machen Winterkorn zum hochrangigsten Beschuldigten im Strafverfahren gegen mutmaßlich mitverantwortliche VW-Mitarbeiter. Und die Vorwürfe gegen "Wiko", wie er im Konzern ehrfürchtig genannt wurde, wiegen schwer.
Die Anklage lautet auf Betrug und Verschwörung. Justizminister Jeff Sessions droht: "Wir werden diesen Fall mit der maximalen Härte des Gesetzes bestrafen." Man gehe davon aus, dass das VW-Komplott "bis in die Unternehmensspitze" hinaufreichte. 2017 hatte es noch geheißen, die Täuschungen seien wohl unterhalb der höchsten Ebene abgelaufen.
Peter Mock, Direktor der Umweltorganisation ICCT, rechnet denn auch mit weiteren Anklagen gegen ehemalige VW-Manager. "Ich habe schon immer bezweifelt, dass nur ein kleiner Kreis ohne weitreichende Befugnisse von den Manipulationen wusste und für diese verantwortlich war. Vor diesem Hintergrund wäre ich nicht erstaunt, falls es zu weiteren Anklagen kommt", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstag).