Sorgen um die Konjunktur verderben dem Mittelstand in Deutschland zunehmend die Laune und machen die Unternehmen vorsichtiger bei Investitionen und neuen Arbeitsplätzen.
Zwar überwiege immer noch die Zuversicht, insgesamt habe sich die Stimmung aber eingetrübt, heißt es im aktuellen "Mittelstandsbarometer" der Beratungsgesellschaft EY, das der Deutschen Presseagentur vorliegt.
Demnach beurteilt derzeit jeder zehnte Mittelständler seine Geschäftslage als eher schlecht oder als schlecht. Vor einem Jahr hatten das nur drei Prozent so gesehen.
Uneingeschränkt zufrieden sind nur noch 57 Prozent– nach 65 Prozent im Vorjahr. Und fast jedes dritte mittelständische Unternehmen rechnet laut Studie damit, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage in den kommenden Monaten verschlechtert. Anfang 2019 hatten diese Ansicht nur elf Prozent geteilt.
Dennoch: "Die Stimmung in weiten Teilen des deutschen Mittelstands ist trotz der schwierigen Wirtschaftslage bemerkenswert gut", sagte EY-Deutschland-Chef Hubert Barth. "In einigen Branchen– vor allem in der Autobranche und dem Maschinenbau– haben die Unternehmen in den Krisenmodus umgeschaltet. Bei der Mehrzahl der übrigen Unternehmen laufen die Geschäfte aber nach wie vor gut bis sehr gut."
In der Autobranche ist laut "Mittelstandsbarometer" nur noch knapp jeder dritte Betrieb mit der aktuellen Situation zufrieden. Im Maschinenbau ist es immerhin fast die Hälfte. Beide Werte sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgesackt.
Die meisten zufriedenen Mittelständler finden sich im Bereich der Energie- und Wasserversorgung (73 Prozent) sowie in der Elektrotechnik (70). In der Baubranche (68 Prozent) ist die Stimmung sogar besser als vor einem Jahr.
Unter dem Strich weiter positiv, zugleich aber deutlich abgeschwächt ist auch die Bereitschaft der Unternehmen, Investitionen zu tätigen oder neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dass nur noch jeder vierte Mittelständler in den kommenden Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen will, ist der niedrigste Wert seit 2013. In der Autobranche sollen sogar mehr Jobs wegfallen als neu entstehen.
"Damit stehen vor allem die Regionen mit einem hohen Anteil von Autoherstellern und Zulieferern vor großen Herausforderungen, also etwa die Flächenländer Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen", sagte EY-Mittelstandsfachmann Michael Marbler. (dpa/mer)
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