FERDINAND PIËCH - Piëch ist mächtiger Aufsichtsratschef. Kaum jemand kann wie er einen ganzen Konzern mit nur einem Satz in Turbulenzen versetzen. Nach seiner Attacke auf VW-Vorstandschef Martin Winterkorn rätselt die Autobranche noch immer: Was trieb den 78-jährigen VW-Patriarchen an? Hat er unter fachlichen Gesichtspunkten das Vertrauen in den Konzernboss verloren? Oder gibt es persönliche Differenzen mit seinem langjährigen Vertrauten? Nach übereinstimmenden Informationen des NDR, der «Welt» und der Deutschen Presse-Agentur hat Piëch versucht, Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der Hauptversammlung am 5. Mai absetzen zu lassen. Piëch dementierte dies gegenüber der «Bild»-Zeitung und anderen Medien.
MARTIN WINTERKORN - Der Volkswagen-Chef durchlebt eine turbulente Zeit. Er trug einen Sieg davon, als das VW-Aufsichtsratspräsidium Winterkorn in der vergangenen Woche stärkte und sogar eine Verlängerung seines Ende 2016 auslaufenden Vertrags ankündigte. Vor der Attacke Piëchs galt lange als ausgemacht, dass Winterkorn (67) Piëch an die Spitze des Kontrollgremiums folgt. Nach der «Distanz»-Aussage Piëchs stand auch die langjährige Arbeit des Qualitätsfanatikers in einem anderen Licht da. Traut Piëch seinem langjährigen Ziehsohn nicht mehr zu, die Probleme bei VW in den Griff zu kriegen?
WOLFGANG PORSCHE - Er ist im Porsche/Piëch-Clan der Sprecher des Porsche-Familienzweigs. Der 71-Jährige hat die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen 2008/2009 mit Ruhe und Gelassenheit durchgestanden. «WoPo», wie Wolfgang Porsche intern heißt, bezeichnete Piëchs Attacke auf Winterkorn als «seine Privatmeinung» und ging damit in Opposition zu seinem Cousin. Diese Position kennt er schon aus dem Übernahmekampf von damals. Die Porsches und Piëchs halten gemeinsam die Stimmenmehrheit bei dem Wolfsburger Autoriesen.
BERND OSTERLOH - Gegen den Willen der Arbeitnehmerseite läuft bei Volkswagen kaum etwas. Der Betriebsrats- und Gewerkschaftsflügel hat im Aufsichtsrat eine ungewöhnlich mächtige Stellung. An seiner Spitze steht Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Der 58-Jährige hat laut VW-Satzung die Chance, den Neubau oder die Verlagerung von Fabriken zu blockieren - was sich in der Aufsichtsratspolitik als Druckmittel einsetzen lässt. Das macht ihn neben Piëch und Winterkorn zur dritten Säule im Machtdreieck bei VW. Osterloh lobte den VW-Chef nach Piëchs Angriff als «erfolgreichsten Automobilmanager» - mit dem man auch über 2016 hinaus verlängern wolle. Am Donnerstag stellte er klar, dass der Betriebsrat nach wie vor auf Winterkorn setzt. Neben Osterloh sind noch zwei weitere Arbeitnehmer-Vertreter im sechsköpfigen Präsidium. Dabei gilt es als gesetzt, dass sowohl der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber als auch Betriebsratsvize Stephan Wolf auf einer Linie mit Osterloh sind.
STEPHAN WEIL - Der SPD-Politiker vertritt das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat und Präsidium. In der Führungskrise stellte sich der Ministerpräsident gegen Piëchs Alleingang: Er sei «unangenehm überrascht» über dessen Aussagen: «Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich.» Am Donnerstag ließ er mitteilen, an der Festlegung der Aufsichtsratsspitze auf Winterkorn festzuhalten. Zwar gehört Weil zur Kapitalseite im Aufsichtsrat, weil Niedersachsen Miteigentümer von VW ist - in der Vergangenheit agierten die Arbeitnehmerseite und das Land aber oft genug als Allianz. Die VW-Jobs sind Niedersachsens Motor. (dpa/gem)