Carlos Ghosn galt beim französischen Autobauer Renault bisher als unverzichtbar. Erst zu Beginn des Jahres bekam der in Brasilien geborene Vorstandschef eine Vertragsverlängerung bis 2022.
Die Hauptaufgaben des 64-Jährigen mit Wurzeln im Libanon: die Strategie des Konzerns lenken, einen Nachfolge-Plan vorantreiben und die komplexe Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi absichern. Ghosn ist bisher insbesondere für dieses globale Bündnis der Dreh- und Angelpunkt.
Doch nun werden in Japan schwere Vorwürfe gegen den als "Kostenkiller" bekannten Top-Manager laut. Bei Nissan wird er als Verwaltungsratschef wegen des Verstoßes gegen japanische Finanzregeln sowie Veruntreuung zum Rückzug gedrängt. Laut übereinstimmenden Medienberichten wurde Ghosn von Ermittlern festgenommen.
Nissan kennt Ghosn, der sieben Sprachen sprechen soll, bestens. 1999, also vor knapp 20 Jahren, managte er den Einstieg von Renault bei dem japanischen Autobauer. Das Unternehmen hatte damals große finanzielle Schwierigkeiten und schlug dann einen Sanierungskurs ein. Die Konzerne sind durch Überkreuz-Beteiligungen miteinander verbunden.
Bei Renault übernahm Ghosn dann 2005 den Chefposten von Vorgänger Louis Schweitzer. Sein Umbauplan führte in Frankreich zu viel Widerspruch. Der französische Staat hat bei dem Unternehmen immer noch gewichtigen Einfluss, er hält 15 Prozent der Anteile.
Mit der jüngsten Vertragsverlängerung akzeptierte Ghosn, dass sein Gehalt um 30 Prozent gekürzt wird. Der Manager selbst begründete dies damit, dass er die Steuerung des operativen Geschäfts abgebe.
Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sagte seinerzeit jedoch in einem Interview: "Ich habe Herrn Ghosn sehr klar gesagt, dass wir nicht für einen Chef stimmen können, der eine so hohe Vergütung bekommt."
Ghosns Gehalt war in der Vergangenheit immer wieder Anlass zu Reibereien mit der Regierung in Paris gewesen. Die Nachrichtenagentur AFP zitierte am Montag eine Expertenschätzung, wonach Ghosn im vergangenen Jahr an der Spitze der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz rund 13 Millionen Euro erhalten habe. (dpa)
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