Dass ihre Autos ja eigentlich kein Mensch braucht, ist etwas, mit dem sie gern kokettieren bei Porsche. Braucht keiner, will aber jeder. Das Motto ist schon ziemlich alt, zieht aber immer noch, vor allem wenn es besonders PS-starke und zugleich eher nicht so alltagstaugliche Supersportwagen zu bewerben gilt.
Der Taycan, der kommende Woche seine Weltpremiere feiert und ab Ende des Jahres ausgeliefert werden soll, schlägt da womöglich ein bisschen aus der Art. Die Erwartungen an das erste reine Elektromodell aus Stuttgart-Zuffenhausen sind groß. Porsche steht, wie die Branche insgesamt, wegen Dieselskandal und der Debatte um Fahrverbote in der Kritik und wird skeptisch beäugt. Der Konzern selbst hat Nachhaltigkeit und Elektromobilität unter Einsatz von Milliardenbeträgen zu Top-Themen gemacht und gar den Beginn einer neuen Ära ausgerufen - und muss nun liefern.
Insofern braucht also vor allem auch die VW-Tochter selbst jetzt den Taycan. Und ob den dann wirklich jeder will - und wer ihn will - muss sich erst zeigen. Da geht es Porsche gerade nicht anders als allen anderen Autobauern, die zum Sprung ins Elektro-Zeitalter ansetzen.
Falls er deshalb nervös ist, lässt sich Vorstandschef Oliver Blume das zumindest nicht anmerken. "Der Einstieg in neue Technologien ist nie ohne Risiko zu bewältigen", sagt er. Aber ohne den Mut dazu sei in der Zukunft eben auch nichts zu holen. Und Porsche habe sich früh festgelegt: "Wir haben die Weichen in Richtung Elektromobilität gestellt, noch bevor die Diskussionen um die Zukunft des Dieselmotors und den Klimaschutz aufkamen", betont der 51-Jährige.