Wolfsburg. Der Abgas-Skandal bei VW hat ein kaum gekanntes Ausmaß. Der Kern: Der Konzern hat Millionen Autos verkauft, die mehr Schadstoffe ausstoßen als erlaubt. Dabei geht es sowohl um gesundheitsschädliche Stickoxide (NOx) als auch um klimaschädliches Kohlendioxid (CO2). Nach und nach wurden immer mehr Details und Wendungen öffentlich - doch vieles liegt nach wie vor im Dunkeln. Was ist bekannt, was noch nicht? Ein Überblick über die zentralen Punkte.
DAS IST BISLANG BEKANNT:
GESCHÖNTE STICKOXIDWERTE I - Mitte September teilte die amerikanische Umweltbehörde EPA mit, dass VW mit Hilfe einer Software NOx-Messwerte von Dieselautos bei Testläufen auf dem Prüfstand geschönt hat, um die Wagen durch die Prüfungen der Behörden zu schleusen. Das Programm erkennt, wenn ein Auto auf dem Prüfstand getestet wird, und schaltet den Motor dann auf «sauber», damit er weniger NOx ausstößt als beim normalen Fahren. Der Konzern gab die Manipulationen öffentlich zu, die Aktie ging auf Talfahrt, der langjährige Vorstandschef Martin Winterkorn trat kurz darauf zurück. Manipuliert wurde bei kleineren Dieselmotoren in weltweit bis zu 11 Millionen Autos der Marken VW, Audi, Seat und Skoda. Doch dabei blieb es nicht.
MANIPULIERTE CO2-MESSUNGEN - Anfang November machte VW selbst weitere «Unregelmäßigkeiten» bekannt. Der CO2-Ausstoß zahlreicher Modelle sei höher als angegeben. Später räumte VW ein, die Falschangaben seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selbst oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen. Betroffen seien bis zu 800.000 Wagen der Marken VW, Audi, Seat und Skoda.
GESCHÖNTE STICKOXIDWERTE II - Ebenfalls Anfang November machte die EPA weitere Vorwürfe gegen den VW-Konzern öffentlich. Auch bei Autos mit größeren 3,0-Liter-Dieselmotoren der Marken Audi, VW und Porsche sei eine verbotene Software eingebaut, die auf dem Prüfstand für bessere NOx-Werte sorge. Vor allem Audi, wo der Motor entwickelt wurde, bemühte sich, den Fall vom bereits gebeichteten Skandal abzugrenzen und als vermeintliches Missverständnis mit US-Aufsehern um eine eigentlich legitime Software darzustellen. Am Montagabend räumte der Autobauer aber den Einbau einer verbotenen Software ein.