Für die einen stehen sie für moderne Mobilität, andere warnen vor Chaos und Unfallgefahren: Elektro-Tretroller sind nun schon seit einem Jahr im deutschen Straßenverkehr unterwegs. Zum ersten Jubiläum haben sich die kleinen Gefährte vor allem zu einem Großstadtphänomen entwickelt - eine breite Verkehrswende ausgelöst haben sie bisher nicht. Akutes Thema ist nach wie vor die Sicherheit. Die Städte fordern dafür weitere Regelungen. Auch eine Helmpflicht und Abhilfe gegen wackeliges Abbiegen bleiben in der Diskussion.
Den Kommunen geht es vor allem um zusätzliche Möglichkeiten zum Schutz von Fußgängern. "Für besonders stark besuchte Orte wie vor historischen Sehenswürdigkeiten und auf Plätzen mit vielen Menschen muss die Leistung der Roller auf Schrittgeschwindigkeit begrenzt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, der Deutschen Presse-Agentur. Ältere und Kinder müssten sich dort angstfrei bewegen können. Ohne eine Tempo-Drosselung hätten E-Tretroller übrigens auch in Fußgängerzonen nichts verloren.
Her müsse zudem ein neues Verkehrszeichen "Elektrokleinstfahrzeuge verboten", damit städtische Behörden in sensiblen Bereichen eine Benutzung klar ausschließen können. "Heute kann auf E-Roller etwa im Umfeld des Münchner Oktoberfests nur freiwillig verzichtet werden", erläuterte Dedy. Der Bund sollte daher eine für Ende des Jahres angekündigte erneute Novelle der Straßenverkehrsordnung nutzen, um diese zusätzlichen Maßnahmen für E-Tretroller zu ermöglichen.
An diesem Montag ist es ein Jahr her, dass sogenannte E-Scooter zum Straßenverkehr zugelassen wurden. Eine seit 15.Juni 2019 geltende Verordnung legt technische Voraussetzungen und Verhaltensregeln fest. Die Gefährte dürfen zwischen 6 und 20 Kilometer pro Stunde schnell sein. Gefahren werden muss auf Radwegen - gibt es keine, auf der Fahrbahn. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) warb zum Start für eine "echte zusätzliche Alternative zum Auto" etwa für die "letzte Meile" von Zuhause zur Bahnstation oder vom Bus zum Büro.
"Vor einem Jahr gab es einen großen Hype um die E-Tretroller. Viele Menschen wollten sie ausprobieren", sagte Dedy. Der Start sei aber auch "etwas chaotisch" gelaufen, man habe mit Leih-Anbietern erst Regeln klären müssen. Denn ungeordnetes Abstellen der Roller irgendwo am Straßenrand, auf Bürgersteigen oder Plätzen sorgte anfänglich für "Frust und Ärger". Das habe man häufig ausräumen können.