Parkhäuser in der Innenstadt bieten vielerorts das gleiche Bild: Am Tag, wenn man sie braucht, sind sie voll - und nachts dafür ziemlich leer. Das macht auch die Betreiber nicht glücklich, die seit Jahren darüber nachdenken, wie sie den kostbaren Platz in den zugebauten Innenstädten besser und vor allem gleichmäßiger auslasten können. In Stuttgart experimentieren der Parkhausriese Apcoa und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) deshalb jetzt mit einer neuen Idee: In den wenig frequentierten Nacht- und Morgenstunden nutzt ein Logistik-Unternehmen freie Stellflächen als Mini-Drehkreuze, lädt dort Waren um und liefert sie dann per Lastenrad aus.
Denn das große Ziel, schwere Last- und Lieferwagen aus den Zentren der Städte herauszuholen und stattdessen kleine, umweltfreundlichere Fahrzeuge auf die sogenannte letzte Meile zu schicken, scheitert oft an einem ziemlich simplen Problem, wie IAO-Projektleiter Bernd Bienzeisler erklärt: Man muss umladen, und der Platz dafür ist rar und entsprechend teuer - zu teuer. "Es ist für einen Logistiker wirtschaftlich nicht darstellbar, Flächen in der Innenstadt zu mieten", sagt Bienzeisler. Zumal die Flächen ja auch nur wenige Stunden am Tag gebraucht würden.
In drei Stuttgarter Apcoa-Parkhäusern läuft es deshalb nun so, dass bestimmte Stellplätze vorübergehend für Autos gesperrt werden, damit das Logistik-Unternehmen Velocarrier dort seine Lieferungen umladen kann. Größere Fahrzeuge stellen Container mit Paketen ab, Mitarbeiter fahren mit Lastenrädern ins Parkhaus, laden die Container dort wieder auf und starten ihre Auslieferungstour in einem Umkreis von einigen hundert Metern. Ist die Umladeaktion beendet, kann auf den Flächen wieder ganz normal geparkt werden.