München. ADAC-Präsident August Markl blickt nach vorn. Ein Jahr nachdem die Fälschungen beim Autopreis Gelber Engel den Autoclub in seine tiefste Krise gestürzt haben, kann der Vereinschef dem Drama auch gute Seiten abgewinnen. «Die große Vertrauenskrise des Jahres 2014 hat uns die einmalige Chance geboten, schonungslos und offen auf unseren ADAC blicken zu können, zu müssen», sagte Markl der Deutschen Presse-Agentur. «Dabei sind Defizite deutlich geworden, die wir jetzt in konkrete Verbesserungen für die Organisation und unsere Mitglieder überführen. Daran arbeiten wir weiter hart und intensiv.»
Hart und intensiv waren für den größten deutschen Verein bereits die vergangenen Monate. Seit Januar 2014 ist für den ADAC nichts mehr wie zuvor. Dabei hatte es damals wieder ein glanzvoller Jahresauftakt werden sollen. Zum zehnten Mal lud der Autoclub am 16. Januar 2014 Spitzenmanager der Industrie und Prominente zur Verleihung der Gelben Engel. Doch es lag ein Schatten über der Gala. Zwei Tage zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, der ADAC habe bei der Vergabe des Leserpreises «Lieblingsauto der Deutschen» geschummelt.
Die Pressestelle des ADAC wies die Vorwürfe umgehend scharf zurück. Der damals amtierende Geschäftsführer Karl Obermair nutzte die Gala, um mit der Zeitung hart ins Gericht zu gehen. «Unterstellungen und Unwahrheiten» enthalte der Bericht. Aber es sei auch nichts älter als die Zeitung von Gestern. «Mit der packt man den Fisch ein.» Drei Tage später trat der mächtige Kommunikationschef des Clubs, Michael Ramstetter, zurück. Der ADAC musste die Manipulationen einräumen. Danach war für Deutschlands größten Vereins nichts mehr wie zuvor.
Zeitweise täglich hagelte es neue Vorwürfe gegen den Club mit seinen fast 19 Millionen Mitglieder. Auch wenn sich nicht alle bestätigten: Der Imageschaden für den Verein, der für viele Menschen ein Inbegriff für Solidität und Vertrauen war, war gigantisch. Geschäftsführer Obermair verlor wie auch ADAC-Präsident Peter Meyer den Job. Doch die Erschütterung reichte tiefer. Das gesamte System ADAC stand infrage.
Der Autoclub verordnete sich einen Reformprozess begleitet von externen Fachleuten. Im Dezember billigte eine außerordentliche Hauptversammlung die Reformpläne und machte den bis dahin kommissarisch tätigen Markl zum neuen Vereinspräsidenten.
«Der ADAC hat das Jahr 2014 dazu genutzt, die große Vertrauenskrise zu bewältigen und mit der 'Reform für Vertrauen' eine tiefgreifende Neuausrichtung des Vereins anzustoßen», sagte Markl nun. «Diese Neuausrichtung werden wir in den kommenden Monaten und Jahren auch strukturell und organisatorisch fest in der gesamten ADAC-Organisation verankern, um künftig modern, transparent und zukunftssicher aufgestellt zu sein.» Eine der größten Baustellen ist dabei die Trennung der Wirtschaftsaktivitäten des ADAC vom Verein.
Der geschäftliche Teil mit Versicherungsangeboten oder Reiseführern sollen in einer eigenen Aktiengesellschaft gebündelt werden, mit einem Vorstand an der Spitze, der sich nichts von der Vereinsspitze sagen lassen muss. Die längst angemahnte Entflechtung ist eine Voraussetzung dafür, dass der Club seinen Status als eingetragener Verein (e.V.) behalten darf. Für Markl und seine Leute wird auch 2015 ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr. (dpa/ge/swi)