Der nierderländische Hersteller PAL-V beginnt, sein erstes Serienprodukt zu verkaufen - der PAL-V Liberty Pioneer und der Liberty Sport. Eine Art fliegendes Autos für zwei Personen. Kostenpunkt für den Liberty Pioneer: 499.000 Euro. Flugstunden sind im Preis inklusive. "Fahrer" brauchen eine Privat-Piloten-Lizenz.
Ab 2020 soll dann die Auslieferung der 200.000 Euro günstigeren "Sport"-Edition folgen. Sie kostet 299.000 Euro und unterscheidet sich eigentlich nur dadurch, dass man länger auf das Fluggefährt warten muss.
"Nach vielen Jahren harter Arbeit, haben wir es geschafft, ein fliegendes Auto aus der Taufe zu heben, welches weltweit nicht nur die Sicherheitsbestimmungen sondern auch bestehende Gesetze und Regularien in der Luft wie auch auf der Strasse erfüllt" sagt Robert Dingemanse, Chef von PAL-V. Fünf Jahre nach Zertifizierung des Testfahrzeuges, seien die die größten Hürden genommen.
Nach erfolgreichem Abschluss zweier Testprogramme in 2009 und 2012 hatte PAL-V mit dem Design ihres Serienmodells angefangen. PAL-V könne nun die ersten Bestellungen entgegen nehmen und komme in die "entscheidende Phase ihres weiteren Wachstums", so der Hersteller. Dingemanse weiter: "2017 werden wir die ersten Vorserienmodelle bauen. Ende 2018 werden wir dann die ersten Kundenbestellungen erfüllen können." 20 Stück der auf 90 Stück limitierten Pionier-Edition sollen noch Ende 2018 ausgeliefert werden, die Anzahlung beträgt 25.000 Euro.
Das "fliegende Auto" hat zwei Motoren. Das Design wurde in Italien entwickelt. "Ein sehr tiefliegendes Fahrwerk und eine innovative Neigetechnologie sorgen für ein wahres Jetgefühl auf der Straße", verspricht der Hersteller. Das mit normalem Superbenzin betriebene Gefährt schafft auf dem Boden maximal 170 und in der Luft bis zu 180 km/h. Der Umbau von Fahr- zum Flugmodus soll nach Informationen des Manager-Magazins zwischen fünf und zehn Minuten dauern. Die Reichweite im Flugmodus soll zwischen 350 und 400 Kilometer betragen.
Die Zielgruppe hat PAL-V-Marketingchef Markus Hess bereits ausgemacht: "Vermögende Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich was gönnen möchten, aber es auch im Alltag nutzen können, etwa um ihre verschiedene Fabriken schnell zu erreichen." Man könne damit zum Beispiel schnell auf Inseln gelangen. "Sie sind nicht mehr auf Fährverbindungen angewiesen". Dafür braucht man allerdings kleine Flugplätze für Start und Landung. Bei ausreichend Platz und einer entsprechenden Lizenz kommt dafür auch ein Privatgrundstück in Frage.
Neben PAL-V tüfteln auch andere Unternehmen an Flugautos. Das von fünf MIT-Absolventen gegründete US-Unternehmen Terrafugia hat ein zweisitziges Flugauto namens "Transition" angekündigt und peilt die ersten Auslieferungen für 2019 an. Eine Zulassung oder Preise gibt es aber noch nicht. Die Idee eines fliegenden Autos verfolgt auch das slowakische Unternehmen Aeromobil, nähere Einzelheiten sind jedoch noch nicht bekannt. Der Preis soll bei "mehreren hunderttausend Euro" liegen, die Auslieferung "in den nächsten zwei bis drei Jahren" beginnen.
Genau genommen ist das fliegende Auto von PAL-V ein Gyrocopter. Unterschied zum Helikopter: Der Rotor wird nicht durch ein Triebwerk, sondern durch den Fahrtwind in Drehung versetzt wird. So soll es deutlich leichter zu fliegen sein als ein Helikopter. Für die Straße soll das Gefährt eine Zulassung als Motordreirad bekommen und in der Luft als Klein-Hubschrauber (CS 27).
Die ersten Ansichten und Eindrücke der PAL-V Liberty werden heute auf der Webseite http://www.pal-v.com vorgestellt. (ree)
Lesen Sie auch:
Uber holt NASA-Ingenieur: Wann kommt das fliegende Auto?
Volvo Zukunftsforscher: "Fliegende Autos kommen vor autonomen Autos"