In der "Festung Wolfsburg" ist die nächste Schlacht geschlagen. VW-Konzernchef Herbert Diess soll weitermachen - im Streit über einen vorzeitigen neuen Vertrag ließ ihn der Aufsichtsrat aber abblitzen. Nach Wochen des Taktierens und der Geheimniskrämerei mussten die Kontrolleure des weltgrößten Autoherstellers kurz vor der Weihnachtspause eine weitere Sondersitzung einlegen, um das Thema zu entschärfen. Und die potenzielle Sprengkraft war durchaus groß.
Mit seinem Wunsch, möglichst rasch eigene Kandidaten zur Neubesetzung von Vorstandsressorts durchzubringen, hatte Diess das oberste Gremium vor sich her getrieben. Dazu der Plan, mit dem "Personaltableau" auch seine persönliche Zukunft bei VW zu verbinden, wie bestimmte Quellen streuten. Auf der anderen Seite, so hieß es, fühle er sich von den Arbeitnehmer-Interessen ausgebremst. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch soll eine regelrechte telefonische Pendeldiplomatie hingelegt haben müssen, damit das Reizthema nicht allen um die Ohren fliegt.
Am Ende war es eine riskante Machtprobe. Dabei gibt es jenseits der Stilfragen inhaltlich eigentlich keinen Zweifel daran, dass Diess mit seinem entschlossenen Umsteuern zu E-Mobilität und Digitalisierung weiter der passende VW-Chef ist. Nach dem Fast-Rauswurf im Sommer - er hatte Aufsichtsratsmitgliedern wegen des Durchsickerns von Interna Straftaten vorgeworfen - stand er jedoch unter einer Art Bewährung.