Peking/Paris. Wie wird das Auto der Zukunft angetrieben - und wann kommt der große Wandel? Wenige Frage Fragen beschäftigen die Autobranche so stark wie diese. Während die meisten Experten jedoch von einem jahrzehntelangen Übergangsprozess ausgehen, haben die Grünen vor wenigen Wochen mit der Forderung für Aufsehen gesorgt, die Zulassung von Pkw mit Benzin- und Dieselmooren ab 2030 grundsätzlich zu verbieten. Ein entsprechender Antrag für den Parteitag im November liegt bereits vor. Der Bundesrat bittet die EU-Kommission um eine Prüfung, wie die Steuern so umgestaltet werden, dass es ab 2030 nur noch emissionsfreie Neuwagen gibt. Angesichts derartiger Diskussionen lohnt sich ein Blick über die Landesgrenzen. Wie lösen andere Staaten diese Probleme?
Das Ende der Verbrennungsmotoren?
Auch in den USAgibt es Diskussionen über die Abschaffung des Verbrennungsmotors. Allerdings ist das in der breiteren Öffentlichkeit bislang kein großes Thema - Politiker würden sich mit solchen Forderungen in dem liberalen und autoverliebten Land wohl wenig Freunde machen. Die unter Umweltaspekten besonders kritisch gesehene Diesel-Technik fristet in den USA indes traditionell nur ein Nischendasein. Daran dürfte sich nach dem VW-Skandal und angesichts strikter Stickoxid-Vorschriften auch nichts ändern.
Auf dem weltweit größtenAutomarkt China gibt es zwar noch kein direktes Verbot für Verbrennungsmotoren. Die Regierung in Peking wirkt aber mit ihrer Politik darauf hin, dass Benzin-Fahrzeuge nach und nach aus den Großstädten verschwinden. In Peking etwa, dessen Straßen von mehr als sechs Millionen Autos verstopft sind, werden Kennzeichen für Neuzulassungen nur noch verlost. Die Chancen, eine der Lizenzen zu ergattern, liegen bei unter fünf Prozent. Nur wer ein Elektroauto kauft, braucht nicht am Losverfahren teilzunehmen - und profitiert obendrein von hohen staatlichen Subventionen. China hat es eilig, seine Großstädte von dreckigen Autoabgasen zu befreien, die zum Teil für den Smog verantwortlich sind. Bis zum Jahr 2020 sollen jährlich fünf Millionen E-Autos in China verkauft werden.
In Japan ist der Diesel schon lange als Dreckschleuder verpönt.Die Hauptstadt Tokio gingschon zur Jahrtausendwende voran und verbannte grundsätzlich alle "dreckigen" Diesel-Nutzfahrzeuge. Nur wer strenge Emissionsauflagen erfüllt, darf in die Stadt. Als rohstoffarmes Inselland, das von Ölimporten abhängig ist, arbeiten Japaner zugleich seit langem an alternativenAntrieben.Bereits 1995 brachte Toyota den ersten Hybridwagen in Massenproduktion heraus. 20 Jahre später hatte man acht Millionen Hybride auf den Straßen.Der Konzern schätzt, dass so 22 Milliarden Liter an Benzin eingespart werden konnten.
In Europa ist Norwegen Vorreiter beim Kampf gegen die Abgase. Das skandinavische Land hat sich vorgenommen, dass ab 2025 alle zugelassenen Neufahrzeuge emissionsfrei sein sollen. Wie man das Ziel erreicht, ist allerdings heftig umstritten. Verbieten will man Diesel- und Benziner nicht. Stattdessen soll das Fahren mit Verbrennungsmotor möglichst unattraktiv werden. Als ersten Schritt hat die Regierung im Oktober angekündigt, die Steuern auf Mineralöl und Treibstoff um bis zu vier Cent pro Liter zu erhöhen. Kritiker bezweifeln jedoch, dass die Maßnahme ausreicht, um den grünen Wandel voranzutreiben.
In britischen Medien werden die norwegischen und deutschen Vorstöße mit einer Mischung aus Bewunderung und ungläubigem Staunen verfolgt. Zumindest in der Hauptstadt gibt es aber eine Debatte über zunehmende Luftverschmutzung. Londons Bürgermeister Sadiq Khan kündigte im Sommer an, eine Abgas-Maut für ältere Fahrzeuge in der Innenstadt einzuführen. Die Denkfabrik Institute for Public Policy Research forderte gar ein Verbot von Dieselfahrzeugen in der Metropole.
Auch aus der französischen Hauptstadt Paris sollen alteFahrzeuge stückweise verbannt werden. Landesweit ist dieDiskussion noch nicht angekommen. Frankreich ist allerdings seit dem vergangenen Jahr dabei, die seit langem geltenden Steuervorteile für Dieselfahrzeuge anzugleichen. Energie- und Umweltministerin Ségolčne Royal kündigte jüngst an, dass Vorteile für Dieselwagen in Firmenflotten vom kommenden Jahr an auf Benziner ausgedehnt werden. Laut der Ministerin gibt es keinen Grund für eine Benachteiligung von Benzinern.
In Italien gibt es derzeit keine größere Debatte über ein mögliches Aus von Benzin- und Dieselfahrzeugen.Die Diskussion dreht sich vor allem darum, wie E-Autos attraktiver gemacht werden können und wie die Zahl der Autos in großen Städten insgesamt reduziert werden kann.
Das Parlament in den Niederlanden will, dass in zehn Jahren nur noch Elektroautos zugelassen werden. Schritt für Schritt soll dann die Nutzung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren immer weiter eingeschränkt werden. Im Frühjahr hat das Parlament eine entsprechende Empfehlung verabschiedet. Die Regierung hält diesen Plan jedoch für unrealistisch. Nach ihrem Willen sollen erst ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden. (dpa/swi)