Dämpfer für deutsche Autobauer in China

Peking/Berlin. Die deutschen Autobauer verzeichnen auf dem weltgrößten Pkw-Markt China für das Jahr 2015 erstmals einen Absatz-Rückgang. BMW, Daimler und der VW-Konzern verkauften dort im vergangenen Jahr zusammen 4,4 Millionen Autos und damit ein Prozent weniger als noch 2014. Und das, obwohl der Gesamtmarkt in China über alle Hersteller hinweg um neun Prozent anwuchs.

Dementsprechend büßten die deutschen Autobauer auch beim Marktanteil ein. Zusammen kamen sie im Jahr 2015 nur noch auf knapp 22 Prozent, im Vorjahr waren es noch gut 24 Prozent gewesen. Das ergab eine Analyse des Stuttgarter Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzens EY (Ernst & Young), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Einen entscheidenden Anteil an dem Rückgang hat der VW-Konzern. Der Anteil von VW auf dem chinesischen Markt ging im Jahr 2015 um 2,3 Prozent zurück und lag am Ende bei 17,7 Prozent – der schlechteste Wert seit 2010.

Wegen dieses Dämpfers gab es erstmals auch einen Rückschritt: Der Anteil des chinesischen Marktes am Gesamtabsatz von VW fiel um einen Prozentpunkt auf 36 Prozent. BMW geht es nicht anders; auch sie büßten einen Prozentpunkt ein, sodass nur noch 21 Prozent aller verkauften Autos auf China zurückgeht. Der Anteil an Chinas Gesamtabsatz sank leicht von 2,5 auf 2,3 Prozent.

Nur Mercedes-Benz-Cars (ohne Vans) wuchs um satte 29 Prozent. Jedoch hat die Daimler-Marke im Reich der Mitte noch Nachholbedarf. 2015 machte der chinesische Markt 19 Prozent des globalen Absatzes aus, im Jahr zuvor waren es 18. Der Marktanteil stieg leicht von 1,7 auf 1,9 Prozent. Das deutsche Gesamtbild beeinflusst das aber kaum.

EY-Partner und Branchenfachmann Peter Fuß sagt: "2015 hat die deutsche Automobilindustrie in China wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Zeiten des ungebremsten Wachstums dort sind vorbei, der Markt normalisiert sich wieder, und gerade ausländische Anbieter hatten es im vergangenen Jahr in China schwer."

Weiter erklärt Fuß, die einheimischen Marken in China hätten laut Zahlen des dortigen Automobilverbands im vergangenen Jahr 15 Prozent gewonnen, während die ausländischen Marken gerade einmal zwei Prozent schafften. Auf längere Sicht sei Fuß aber optimistisch: Zwar dürften zweistellige Wachstumsraten selten werden, aber der Nachholbedarf in China sei im Vergleich zu anderen Schwellenländern noch immer riesig.

2015 kamen auf 100 Einwohner in China nur knapp zehn Autos, eins mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 55 Autos pro hundert Einwohner. Bei den langfristigen Hoffnungsträgern Brasilien und Russland sei die Pkw-Dichte mit 15 beziehungsweise 26 Pkw auf 100 Einwohner noch immer deutlich höher als in China.

Fuß dazu: "Durch steigenden Wohlstand wächst in China eine statusbewusste Mittelschicht heran, die sich etwas leisten kann und will." Und dazu zählten nun mal auch Autos deutscher Hersteller. Insgesamt verliere China aber an Tempo. Die neun Prozent Wachstum für 2015 folgen auf 13 Prozent im Vorjahr und 23 Prozent für 2013.

In den zehn zurückliegenden Jahren haben sich die Autoverkäufe in China mit 537 Prozent Plus locker versechsfacht, während im selben Zeitraum das globale Wachstum bei 45 Prozent lag. Ohne den inzwischen weltgrößten Markt China wären es nur acht Prozent gewesen.

Weiter gibt Fuß zu bedenken, dass im vergangenen Jahr der Absatz in China zeitweise sogar rückläufig war. Erst staatliche Steuergeschenke brachten wieder Wachstum - von dem jedoch vor allem einheimische Marken profitierten, besonders im Segment kleiner Stadtgeländewagen. Der Anteil Chinas am weltweiten Neuwagenmarkt liegt aktuell bei 31 Prozent. Europas Einfluss war vor zehn Jahren vergleichbar hoch mit 34 Prozent, bis heute sank der Anteil Europas aber auf 22 Prozent. (dpa/mer)