In der Industrie wächst angesichts der Gasnöte der Ärger über die Energiepolitik des Bundes und die Bürokratie in den deutschen Amtsstuben. Der Chef des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck, Martin Daum, beklagte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag), dass die Vorschriften eine Verringerung des Gasverbrauchs behinderten statt zu erleichtern. "Das ist die Bürokratie wie bei Asterix und Obelix." Konkret geht es um die Verwendung von Heizöl als Brennstoff anstelle von Gas.
Das Thema beschäftigt Wirtschaftsverbände und Politik seit Monaten. Nun beklagt der Manager die bürokratischen Hürden. Der Hintergrund: Viele Industrieunternehmen könnten ohne große Probleme von Gas auf Öl umschalten. In manchen Firmen waren Zweistoffbrenner ohnehin schon installiert. Andere haben in den vergangenen Monaten nachgerüstet. "Wir würden gern Gas sparen, dürfen es aber nicht, aus Emissionsschutzauflagen", sagte Daum der Zeitung. "Wir haben eine Betriebsgenehmigung nach dem Bundesimissionsschutzgesetz. Die Änderung erfordert Gutachten und Begründungen."
Verbände und Politiker wie Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hatten vom Bund schnelle Abhilfe gefordert. Der Bundestag werde erst Ende September oder Anfang Oktober darüber entschieden, ob die Bürokratie verkürzt werden könne, klagte Daum. "Irgendwann Ende Oktober dürfen wir dann vielleicht umstellen."
Anzeichen für eine Rezession sieht Daum nicht. Für Daimler Truck ist er optimistisch, weil das Unternehmen einen "Nachfrageberg" vor sich her schiebt. Das Unternehmen hätte im vergangenen ahr 70.000 Lkw mehr bauen und verkaufen können, wenn alle Teile zur Verfügung gestanden hätten. In diesem Jahr wäre ebenfalls ein höherer Absatz möglich. In den USA sei man fast bis März ausverkauft, in Europa bis Mitte des kommenden Jahres. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, plant Daum den Abbau von Stellen in Mannheim und den Aufbau von Arbeitsplätzen in Tschechien. Die Mannheimer Mitarbeiter sollen aber nicht entlassen, sondern im Werk in Wörth eingesetzt werden. (dpa/swi)
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