LAGE DES UNTERNEHMENS:
Die ehemalige Kunststoff-Sparte von Bayer produziert Grundstoffe für Hart- und Weichschäume (Polyurethane) sowie für harte Kunststoffe (Polycarbonate), die wegen ihres geringen Gewichts und guter Dämmeigenschaften unter anderem in der Auto- und Bauindustrie gefragt sind. Covestro profitierte in den vergangenen Jahren stark vom Auto- und Bauboom und in besonderem Maße von Produktionsengpässen der Konkurrenz. Absatz und vor allem die Preise zogen kräftig an. Der Gewinn sprudelte denn auch 2017 und Anfang 2018.
Seit der zweiten Jahreshälfte 2018 muss der Konzern ebenso wie viele Konkurrenten kleinere Brötchen backen. Wettbewerber steigerten die Produktion und wichtige Kunden etwa in der Autobranche begannen zu schwächeln. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hielt sich 2018 mit 3,2 Milliarden Euro zwar auf einem hohen Niveau, lag aber schon etwas unter den 3,4 Milliarden des Vorjahres. 2019 dürfte es deutlicher nach unten gehen, da das Verhältnis von Nachfrage und Angebot nicht länger außergewöhnlich gut ist. Die Preise fielen vor allem Ende 2018 deutlich, zuletzt gab es Anzeichen einer Stabilisierung.
Langfristig gibt sich Covestro trotz der zuletzt holprigen Entwicklung zuversichtlich und steckt viel Geld in den Ausbau der Produktion. Konzernchef Markus Steilemann will Covestro zudem durch Zukäufe im kleinsten Unternehmensbereich für Lacke, Klebrohstoffe und Spezialanwendungen robuster aufstellen. Auch mit einem Sparprogramm vor allem in der Verwaltung steuert der Manager gegen. Spätestens 2021 sollen so jährlich rund 350 Millionen Euro eingespart werden.
DAMIT RECHNET COVESTRO:
Der Vorstand um Steilemann peilt 2019 ein operatives Ergebnis von 1,5 bis 2 Milliarden Euro an. Für das abgelaufene erste Quartal peilte Steilemann ein Ebitda von ungefähr 440 Millionen Euro an.
Der operative Mittelzufluss (Free operating Cashflow) soll 2019 auf 300 bis 700 Millionen Euro sinken nach 1,67 Milliarden 2018. Die Kenngröße ist unter anderem wichtig mit Blick auf die Dividendenzahlungen.
DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:
Analysten rechnen im ersten Quartal im Durchschnitt mit einem Umsatz von knapp 3,27 Milliarden Euro sowie mit einem operativen Gewinn von 427 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Covestro einen Umsatz von knapp 3,8 Milliarden und etwas mehr als eine Milliarde Ebitda erzielt.
Experte Markus Mayer von der Baader Bank hält das allerdings für zu wenig und erwartet ein Ebitda von 453 Millionen Euro. Er warnt aber gleichzeitig vor verfrühtem Optimismus. "Der Ausblick für das zweite Quartal könnte schlechter sein als befürchtet." So habe der erwartete Abbau voller Lager bei Kunden etwa in der Autobranche noch nicht begonnen. Hier hätten viele ihre Lager angesichts der Brexit-Ungewissheit sowie des US-chinesischen Handelsstreits zuletzt sogar aufgefüllt. Sollten sich die USA und China einigen und sich ein Brexit verzögern, könnten die Kunden ihre Lager räumen. Das würde die Nachfrage belasten.
Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank geht hingegen davon aus, dass das Management auf eine gewisse Verbesserung der Geschäfte hinweisen dürfte. Der Jahresausblick dürfte daher bestätigt werden, glaubt Jones.
DAS MACHTE DIE AKTIE ZULETZT:
Bayer hatte seine Kunststoff-Sparte 2015 unter dem Namen Covestro für 24 Euro je Papier an die Börse gebracht. Nach wechselhaften ersten Monaten ging es ab Sommer 2016 nach oben. Anfang 2018 erreichte der Kurs dann die Bestmarke von 95,78 Euro. Treiber waren glänzend laufende Geschäfte. Als sich ab Mitte 2018 eine träge Geschäftsentwicklung abzeichnete, beschleunigte sich die Talfahrt. Sie fand erst im Dezember 2018 bei 41,42 Euro ihr Ende. Seither läuft eine moderate Erholung auf gut 50 Euro. Dabei unterstützt auch die Dividendenrendite von mehr als 4,5 Prozent angesichts einer Ausschüttung von 2,40 Euro je Aktie für 2018.
Insgesamt bringt es Covestro an der Börse auf einen Wert von rund 9,2 Milliarden Euro, was den vorletzten Platz im Dax bedeutet. Ein Abstieg aus dem deutschen Leitindex droht Experten zufolge wegen des hohen Streubesitzes, also frei handelbarer Aktien, aber nicht. So hatte sich Bayer in den vergangenen Jahren noch vor dem jüngsten Kurseinbruch schrittweise von Covestro-Anteilen getrennt und hält nur noch einen Restbestand, um eine Umtauschanleihe bedienen zu können. (dpa-AFX/fuh)
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