Lassen sich unter Corona-Bedingungen massive Warnstreiks starten? In der anstehenden Tarifrunde für rund 3,9 Millionen Beschäftigte der deutschen Metall- und Elektroindustrie will die IG Metall diese Frage möglichst lange offen halten, schließlich lassen sich Beschäftigte in Kurzarbeit oder im Homeoffice nur schwer für einen Arbeitskampf mobilisieren.
Immerhin zehn Wochen Zeit habe man von den ersten Verhandlungsrunden Mitte Dezember bis zum Ende der Friedenspflicht am 1. März 2021, um mit den Arbeitgebern zu einem tragfähigen Kompromiss zu kommen, hat der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann intern vorgegeben. Angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen in der Pandemie und der sehr unterschiedlichen Schlussfolgerungen daraus scheint das zumindest ein ambitioniertes Ziel zu sein.
Der designierte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf bringt unterdessen eine Verschiebung der Verhandlungen ins Gespräch und begründet das mit einer Vorbildfunktion der Tarifparteien im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. "Selbst wenn wir das Verhandlungsteam abspecken, sitzen auf jeder Seite 20 Leute in einem geschlossenen Raum. Das lässt sich den Bürgern nicht vermitteln", sagte Wolf der "Süddeutschen Zeitung". "Virtuelle Tarifverhandlungen sind unmöglich. Daher schlage ich vor, die Tarifrunde um einen längeren Zeitraum zu verschieben."