Die Corona-Krise ist nach Einschätzung der BayernLB und des Beratungsinstituts Prognos ein "Klumpenrisiko" für den exportabhängigen Süden Deutschlands. Die Chefvolkswirte der beiden Unternehmen empfahlen am Donnerstag eine Umorientierung der deutschen Wirtschaft - weg von dem bisherigen Schwerpunkt auf den Ausfuhren hin zu einer größeren Bedeutung des Inlands. Schon vor der Corona-Krise sei die Welt in einer Phase der "Deglobalisierung" gewesen, sagte Prognos-Ökonom Michael Böhmer. "Das Geschäftsmodell Deutschland wird nicht wieder so anspringen, wie wir es gewohnt waren." Ein neuer Globalisierungsschub sei nicht in Sicht.
In Baden-Württemberg und Bayern haben Autoindustrie und Maschinenbauer im vergangenen Jahrzehnt glänzende Geschäfte gemacht, die Exportquote der Industrie in beiden Bundesländern liegt bisher bei über 50 Prozent. Dass vor allem die Autoindustrie bald zu alter Stärke zurückfindet, erwarten sowohl Böhmer als auch BayernLB-Chefökonom Jürgen Michels nicht.
Zu den Aussichten für Süddeutschland sagte Michels: "Wenn man an alten Strukturen festhält, würde ich sagen, ja, man gerät ins Hintertreffen." Die Abhängigkeit von den Exporten sei ein "großes Klumpenrisiko", sagte Böhmer. Die bisherige wirtschaftliche Stärke Süddeutschlands biete aber ein gutes Potenzial, den Strukturwandel zu bewältigen.