Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental legt an diesem Donnerstag (5.März) die Zahlen für das abgelaufene Jahr und den neuen Ausblick vor.
Was im Unternehmen los ist
Conti wird derzeit vom Umbruch in der Autobranche durchgewirbelt. Zudem steht ein großer Personalum- und Abbau an, der zehntausende Stellen betreffen könnte und mit dem sich Conti für die Zukunft rüsten will. Seitdem der chinesische Automarkt nicht mehr brummt und auch in Europa die Hersteller mit Problemen kämpfen, sind die Probleme bei Conti offen zutage getreten. Das Management musste mehrfach die Gewinnerwartungen zurechtstutzen, Milliardenabschreibungen rissen Conti 2019 dazu wohl in die roten Zahlen.
Vorstandschef Elmar Degenhart macht nun auch gegen Widerstand Ernst und hat den Rotstift angesetzt. Die jährlichen Bruttokosten sollen ab 2023 um 500 Millionen Euro niedriger liegen, dafür stehen bis Ende 2023 weltweit 15.000 Stellen auf dem Prüfstand, 5000 davon in Deutschland. An verschiedenen Standorten hat Conti schon das Aus von Werken beschlossen oder ist noch in Gesprächen. Unter anderem wird das Hydraulik-Geschäft eingestellt, die Investitionen in Verbrennertechnik werden zurückgefahren, für mechanische Steuerungsinstrumente läuft die Zeit in einigen Jahren ab.
Die Branchenlage mit schwachen Aussichten an der Börse verleitete den weltweit zweitgrößten Autozulieferer auch dazu, den in Augenschein genommenen möglichen Börsengang der Antriebstechnik zu einem reinen Spin-off an der Börse herunterzustufen - soll heißen, Conti verschenkt die neuen Aktien an die eigenen Aktionäre und verzichtet wegen unsicherer Aussichten auf Einnahmen.
Also alles in allem wenig rosige Aussichten - und dann kommt derzeit auch noch die Epidemie mit dem neuartigen Coronavirus hinzu, die die Planbarkeit erschwert. Noch rechnen die Kunden bei den Autobauern damit, dass sich die vor allem in China schwerwiegenden Folgen wieder ausbügeln lassen. Doch allein im Februar brachen die Verkäufe in China nach Verbandsangaben um 80 Prozent ein, weil das Neujahrsfest wegen des Ausbruchs verlängert war und auch Autohäuser länger geschlossen blieben.
Nicht nur deswegen wird für die Investoren besonders interessant, wie Conti die eigenen Geschäfte in dieser Situation einschätzt. Auch die sonst so gewinnstabile Reifensparte könnte stärker unter Beschuss kommen, weil die Pkw-Märkte weltweit nicht mehr wachsen und auch die Lkw-Märkte in Europa und Nordamerika schwächeln. Grund für das 2,5 Milliarden Euro teure Paket aus Abschreibungen und Rückstellungen im Oktober war auch, dass Conti in den kommenden fünf Jahren nicht mit einer wesentlichen Besserung der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen rechnete. Die Pkw-Produktion dürfte 2020 höchstens das Vorjahresniveau erreichen, hieß es im November.